Tulpe

Andere Namen: Tulipa

lilienblütige Tulpe Standort: sandig-humoser Boden, ohne Staunässe.
Pflanzzeit: September bis November
Blühzeit: ab März/April bis Juni/Juli.
Vermehrung: Brutzwiebeln seltener Samen

Obwohl es viele Zwiebelgewächse gibt, die im Garten dekorative Blüten hervorbringen, ist bis heute keine dieser Pflanzen so bedeutend geworden wie die Tulpe. Sie gehört zu den Pflanzen, die fast jedermann kennt. Die Urformen unserer Gartentulpen stammen aus dem kleinasiatischen Raum und nicht aus Holland, wie man vielleicht vermuten könnte.
Die Geschichte der Tulpe ist interessant und spannend, denn nur wenige Pflanzen vermochten den Menschen so für sich einzunehmen wie dieser Vertreter der Familie der Liliengewächse (Lilimceae).
Ghiselin de Busbeqc war Gesandter des österreichischen Kaisers Ferdinand I. am Hofe des türkischen Sultans in Konstantinopel. Er lernte die Tulpe dort als geschätzte Gartenpflanze kennen und brachte als erster Tulpensamen und vermutlich auch Zwiebeln nach Europa, und zwar nach Wien. Das war im Jahre 1554. Busbeqc gab der Pflanze auch ihren Namen, der jedoch auf ein Mißverständnis zurückgeht. Er berichtete, der türkische Name für die mitgebrachte Pflanze sei „tülbend". In Wahrheit lautet er „lal". Der von Busbeqc genannte Begriff bezeichnet das rote Turbantuch der Türken, mit dem die Blüten wohl in der Farbe und Form verglichen wurden. Busbeqc hielt das Wort fälschlicherweise für den Namen der Pflanze, und so wurde aus dem türkischen Turbantuch „tülbend" unsere „Tulpe".
Wenige Jahre, nachdem die Tulpe in Wien Einzug gehalten hatte, brachten sie die damals sehr bedeutenden und einflußreichen Kaufleute aus der Familie Fugger auch nach Deutschland. Dem Schweizer Konrad Gesner verdanken wir 156l die erste detaillierte Beschreibung und Abbildung einer Tulpe, die er im Garten des Kanzlers Herwarth in Augsburg gesehen und studiert hatte. Dem Erstbeschreiber zu Ehren werden noch heute die Gartentulpen unter der Bezeichnung Tulipa gesneriana zusammengefaßt.

Um 1575 wurde Carolus Clusius Gartendirektor der kaiserlichen Gärten in Wien. Er war von der Schönheit der Tulpen so fasziniert, daß er eine Sammelreise in die Türkei unternahm, um mehr Zwiebeln zu bekommen. Als er 1593 nach Holland an die Universität Leyden berufen wurde, nahm er seine Tulpen mit. Diese wurden ihm dort gestohlen. Durch Händler gelangten um diese Zeit weitere Tulpenzwiebeln nach Holland. Daß die Pflanze zunächst sehr selten war, trieb ihren Preis gewaltig in die Höhe. Als man merkte, daß Tochterpflanzen andere Farben und Formen hervorbringen konnten, stieg das Interesse an den Pflanzen noch mehr. In den folgenden Jahrzehnten erlebte der Handel mit Tulpenzwiebeln einen schwunghaften Aufstieg. Wahrhafte Phantasiepreise wurden für bestimmte Sorten geboten und bezahlt. Durch Züchtung schuf man immer neue Varianten mit anderen Farbzusammenstellungen und Blütenformen. In den Städten entstanden regelrechte Tulpenbörsen, an denen Spekulanten ein weites Betätigungsfeld fanden. Arme Leute kamen über Nacht zu Reichtum, wenn sie einige der gefragten Zwiebeln verkaufen konnten, andererseits wechselten ganze Schiffsladungen von Zwiebeln ihren Besitzer. Das völlig irrationale „Tulpenfieber" breitete sich wie eine Epidemie auch über Holland hinaus nach Frankreich, Deutschland und Italien aus. Ihren Höhepunkt erreichte diese Welle zwischen 1634 und 1637. Es war kaum noch möglich, zwischen Spekulanten und wirklichen Liebhabern zu unterscheiden. Die ersteren waren jedoch weit in der Überzahl. Jeder, der ein Stück Land besaß, versuchte mit Tulpenzucht sein Glück zu machen. Um dem irrsinnigen Treiben ein Ende zu bereiten, erließ die holländische Regierung 1637 eine Verordnung, die die Tulpenpreise gesetzlich regelte und auf ein normales Maß zurückschraubte.
Diese Reglementierung führte zu einer unerwarteten Katastrophe. Jedermann wollte nun schnell seine Zwiebeln loswerden, aber es gab keine Käufer mehr. Der zuvor blühende Markt fiel in sich zusammen, und viele Menschen, die vorher Unsummen für die Zwiebeln ausgegeben hatten, standen vor dem finanziellen Ruin. Obwohl das Tulpenfieber auch später hier und da wieder aufflackerte, setzte doch zu diesem Zeitpunkt der Beginn einer vernünftigen Zucht und Kultur dieser Pflanzen ein. Noch heute ist Holland für seinen Tulpenanbau berühmt.
Weniger bekannt ist, daß es auch im Heimatland der Gartentulpe einen ähnlichen Tulpenrausch gegeben hat wie in Holland. Die ehemals herrschaftliche Blume der Sultane wurde zu Beginn des 18. Jahrhunderts auch in der Türkei zum Spekulationsobjekt. Eine Liste aus dieser Zeit, die man in einem Manu­skript des Scheichs Mohammed Lalizare gefunden hat, nennt 1323 verschiedene Tul­penvarietäten. Schließlich gab jedoch auch hier der Sultan die Anordnung, die Preise behördlich festzusetzen. Jeder, der den festge­setzten Preis überschritt, wurde mit einer Ausweisung aus Konstantinopel bedroht. Heute ist die Tulpe aus unseren Gärten nicht mehr wegzudenken. Die verschiedenen Sorten blühen über einen langen Zeitraum hinweg und erfreuen den Gärtner durch verschiedene Farben und Formen.

Arten und Sorten
Die Gattung Tulipa umfaßt 60 bis 100 Arten, von denen zahlreiche in Kultur zu finden sind. Am frühesten blühen Wildtulpen und ihre Hybriden. Leider ist ihre Blütezeit oftmals relativ kurz. Dafür sind die Pflanzen selbst aber sehr ausdauernd und bilden an geeignetem Standort oft reichlich Tochterzwiebeln, so daß die Gruppe von Jahr zu Jahr prächtiger blühen kann.
Zu diesen Wildtulpen gehört beispielsweise Tulipa clusiana, die an den zuvor erwähnten Gartendirektor Clusius erinnert. Sie wird bis zu 40 cm hoch und hat schmal-trichterförmige weiße Blüten, die auf der Außenseite purpurrot bis violett gezeichnet sind. Sie blüht im April.
Eine weitere vielgepflanzte Wildtulpe ist Tulipa kaufmanniana, die bereits im Vorfrühling blühen kann. Ursprünglich sind ihre Blüten gelb und außen rot getönt, es gibt aber auch Sorten in anderen Farbzusammenstellungen. Die Sorte „Wasserlilie" blüht z. B. rahmweiß und ist rotgelb gestreift.
Im Unterschied zu den meisten Arten besitzt Tulipa praestans zahlreiche, hell scharlachrote Blüten an einem gemeinsamen Stengel. Die Sorte „Fusilier" blüht orangerot. Die Art verjüngt sich nicht selbst. Man muß also nach einiger Zeit nachpflanzen, wenn die vorhandenen Zwiebeln nicht mehr gut blühen.
Nahezu unüberschaubar ist die Zahl der Gartentulpen. Es sind reine Zuchtformen, deren Herkunft bis heute nicht eindeutig geklärt ist. Sie wurden bereits vor 1000 Jahren im kleinasiatischen Raum kultiviert. Es sind langstielige Tulpen, die sich sehr gut für die Blumenvase schneiden lassen. Im Garten wirken sie besonders dekorativ als Rabattenpflanzen oder im Staudenbeet. Man gliedert sie in früh-, mittelfrüh- und spätblühende Sorten. Aus jeder Gruppe gibt es viele Vertreter in den unterschiedlichsten Farben und Formen, so daß es für den Pflanzenliebhaber nicht leicht ist, eine Auswahl zu treffen. Jedes Jahr kommen durch Züchtung entstandene neue Formen hinzu. Neben den einfachen findet man auch gefüllt blühende Sorten. Hier kann nur eine kleine Auswahl dieser prächtigen Pflanzen kurz vorgestellt werden.
Die frühblühenden Formen werden meist nicht höher als etwa 30 cm. Einfache Blüten haben z. B. „Brilliant", leuchtendrot, „General de Wet", gelb/orange, oder „Ibis", rosa.
Gefüllte Sorten sind „Electra", rot, „Marchal Niel", gelb, „Peach Blossom", rosa, und „Schoonoord", weiß.

Darwin-Hybride

Die mittelfrühen Tulpen öffnen ihre Knospen gegen Ende April. In diese Gruppe gehören die Mendel-Tulpen, die etwa 50 cm hoch werden, und die nicht höheren, aber etwas kräftigeren Triumph-Tulpen. Beispiele sind die Sorten „Apricot Beauty", lachsrot, „Golden Triumph", gelb, „Pink Trophy", rosa, „Bliz­zard", weiß, oder „Gartenparty", weiß mit karminrotem Rand.
Der überwiegende Teil der Gartentulpen fällt in die dritte Gruppe der spätblühenden Formen. Blütezeit ist Mai und Anfang Juni. Die Blüten halten meist mehrere Wochen lang. In diese Gruppe gehören unter anderem Darwin-Tulpen, Darwin-Hybriden, Cottage-Tulpen, lilienblütige Tulpen, Papageien- und Rembrandt-Tulpen. Merkmale und Beispiele dieser Gruppen sind:
Darwin-Tulpen: bis zu 70 cm hoch, große einfache Blüten mit seidigem Glanz und quadratischer bis rechteckiger Form: „Bartigon", scharlachrot, „Mamasa", zitronengelb, „William Copeland", rosa, „Demeter", purpurviolett, „Schwarzwald", schwarzpurpur, „Queen ofthe Night", fast schwarz, und „Zwanenburg", weiß.
Darwin-Hybriden: bis zu 70 cm hoch werdende Tulpen mit den größten (einfachen) Blüten: „Appeldoorn", scharlachorange, schwarze Mitte, „President Kennedy", gold­gelb, und „Spring Song", lachsrot.
Cottage-Tulpen: Bis zu 80 cm hoch, Blüten länglich-eiförmig, oft pastellfarben:
„Halcro", karminrot, „Balalaika", türkischrot, „Golden Harvest", dunkelgelb, und „Lincoln-shire", rot mit gelber Mitte.
Lilienblütige Tulpen: Blüten einfach mit spitz ausgezogenen, zurückgekrümmten Blütenblättern: „Alaska", gelb, duftend, „Astor", bronzefarben mit rosa Rand, „Berlinale", weiß/rosa, „Gisela", dunkelrosa, „Marietta", brillantrosa, und „Red Shine", rubinrot.
Papageien-Tulpen: Bis zu 60 cm hoch, Blütenblätter breit, zerschlitzt und gefranst:
„Black Parrot", schwarzpurpur, „Blue Parrot", blauviolett, „Firebird", zinnober-scharlach/ grün, und „Texas Flamme", gelb/rot.
Rembrandt-Tulpen: Bis zu 65 cm hoch, Blüten 2- oder mehrfarbig geflammt bis gestreift: „American Flag", brillantrot/weiß, „Flammenspiel", brillantrot/gelb, und „ Mont-gommery", cremeweiß/blutrot.

Standort, Pflege und Vermehrung
Zwischen September und November werden die Tulpenzwiebeln gruppenweise in sandig-humosen Boden ausgelegt, der sicherstellt, daß keine Staunässe auftritt. Notfalls muß eine zusätzliche Drainage angelegt werden. Die Stelle sollte gut markiert werden, damit später hier nicht mehr gegraben wird. Im 1. Winter nach der Pflanzung empfiehlt sich ein leichter Winterschutz aus Reisig.
Leider werden Tulpenzwiebeln gerne von Wühlmäusen gefressen. Handelsübliche Chemikalien bieten keinen Dauerschutz gegen diese Gefahr. Hier helfen nur engmaschige, allseitig geschlossene Drahtkörbe, in welche die Zwiebeln eingelegt werden.
Nach mehreren Jahren sollte man die Pflanzstelle im Sommer nach dem Abwelken der Blätter vorsichtig aufgraben, um die nun oftmals dicht an dicht stehenden Tochterzwiebeln wieder zu vereinzeln.
Die jährliche Pflege beschränkt sich auf Düngergaben vor und nach der Blüte und das Abschneiden der welken Blüten. Dieser Schnitt sollte möglichst weit oben erfolgen, damit der grüne, assimilierende Blütenstiel erhalten bleibt. Keinesfalls darf man die Blätter entfernen, bevor sie gelb und trocken geworden sind: Sie produzieren lebenswichtige Nähr- und Speicherstoffe für die nächste Vegetationsperiode.
Wer eine Tulpenwiese anlegen möchte, wie sie zum Beispiel auf der Insel Mainau jedes Jahr zu bewundern ist, sollte dafür qualitativ hochwertige und kräftige Zwiebeln auswählen. Diese sind meist verhältnismäßig teuer, aber man hat die Gewähr, daß die Pflanzen sich im Gras behaupten werden. Billiges Pflanzgut hält sich unter diesen Bedingungen meist nicht lange. Die Wiese darf erst im Sommer nach Abwelken der Tulpenblätter ein- oder zweimal gemäht werden.

drucken

 
Seitenende
Übersicht
Seite zurück
© biancahoegel.de;
Datum der letzten Änderung: Jena, den: 25.09.2016