
Knotenüberdeckung
Eine Knotenüberdeckung bezeichnet in der Graphentheorie eine Teilmenge der Knotenmenge eines Graphen, die von jeder Kante mindestens einen Endknoten enthält. Das Finden von kleinsten Knotenüberdeckungen gilt als algorithmisch schwierig, denn das damit eng verwandte Knotenüberdeckungsproblem ist NP-vollständig.
Definitionen


Sei ein ungerichteter Graph mit der Knotenmenge
und der Kantenmenge
. Dann ist eine Teilmenge
eine Knotenüberdeckung (englisch Vertex Cover)
von
, wenn jede Kante von
wenigstens einen Knoten aus
enthält. Entsprechend dazu ist eine Kantenüberdeckung
des Graphen eine Teilmenge
seiner Kantenmenge, so dass jeder Knoten in mindestens
einer Kante aus
enthalten ist.
Eine Knotenüberdeckung von
nennt man minimal, wenn es keinen Knoten
gibt, so dass
ohne
immer noch eine Knotenüberdeckung ist. Gibt es in
keine Knotenüberdeckung, die weniger Elemente als
enthält, so nennt man
eine kleinste Knotenüberdeckung. Die Anzahl der Knoten
einer kleinsten Knotenüberdeckung von
nennt man Knotenüberdeckungszahl von
.
Gerichtete Graphen oder solche mit Mehrfachkanten sind nicht Gegenstand derartiger Betrachtungen, da es nicht auf die Richtung oder Vielfachheit der Kanten ankommt.
Wichtige Aussagen und Sätze
- Die Knotenüberdeckungszahl eines Graphen ist mindestens so groß wie seine Paarungszahl, da die Knoten der Kanten einer größten Paarung nur zu einer Paarungskante inzident sein können.
- Andererseits kann die Knotenüberdeckungszahl höchstens doppelt so groß sein wie die Paarungszahl, da die Knoten aller Paarungskanten eine gültige Knotenüberdeckung ergeben.
- In bipartiten Graphen stimmen Knotenüberdeckungszahl und Paarungszahl überein. (Satz von König)
Probleme und Komplexität
Das Entscheidungsproblem zu einem Graphen
und einer natürlichen Zahl
zu entscheiden, ob
eine Knotenüberdeckung der Größe höchstens
enthält, wird Knotenüberdeckungsproblem genannt. Das zugehörige
Optimierungsproblem fragt nach der Knotenüberdeckungszahl eines Graphen. Das zugehörige Suchproblem fragt nach einer kleinsten Knotenüberdeckung.
Nachweis der NP-Schwere
Das Knotenüberdeckungsproblem ist NP-vollständig, das zugehörige Optimierungs- und Suchproblem ist NP-äquivalent. Die NP-Schwere des Knotenüberdeckungsproblems folgt aus dem Satz, dass die Stabilitätszahl eines Graphen immer der Anzahl Knoten eines Graphen abzüglich seiner Knotenüberdeckungszahl entspricht, denn das Komplement einer kleinsten Knotenüberdeckung ist immer eine größte stabile Menge und umgekehrt. Das Knotenüberdeckungsproblem gehört zur Liste der 21 klassischen NP-vollständigen Probleme, von denen Richard Karp 1972 die Zugehörigkeit zu dieser Klasse zeigen konnte.
In Polynomialzeit lösbare Fälle
Der ungarische Mathematiker Dénes Kőnig konnte schon 1931 zeigen, dass in bipartiten Graphen die Knotenüberdeckungszahl der Paarungszahl entspricht (Satz von König). Für das Problem, eine größte Paarung zu finden, gibt es aber einen polynomiellen Algorithmus. In bipartiten Graphen lässt sich daher auch eine kleinste Knotenüberdeckung und eine größte stabile Menge in polynomieller Zeit berechnen. Tatsächlich gilt sogar etwas stärker, dass die Knotenüberdeckungszahl in perfekten Graphen in polynomieller Zeit berechnet werden kann.
Approximation einer Knotenüberdeckung
Es existiert ein Approximationsalgorithmus, der eine Knotenüberdeckung mit relativer Güte 2 berechnet. Es ist kein besserer Algorithmus mit fester Güte bekannt.
Der Algorithmus berechnet eine nicht-erweiterbare Paarung
in
. Da eine derartige Paarung immer eine Knotenüberdeckung darstellt und
höchstens doppelt so groß ist wie eine minimale Knotenüberdeckung, berechnet der Algorithmus eine Knotenüberdeckung mit relativer Güte 2.
: Graph
approx_vertex_cover() 1
2 solange
: 3 wähle eine beliebige Kante
4
5 entferne alle Kanten aus
, die inzident zu
oder
sind 6 return
![]()
Der Algorithmus hat bei einer geeigneten Datenstruktur eine Laufzeit von
.
Literatur
- Reinhard Diestel: Graphentheorie. 4. Auflage. Springer, Berlin 2010, ISBN 978-3-642-14911-5
(
diestel-graph-theory.com).
- Bernhard Korte, Jens Vygen: Kombinatorische Optimierung. Theorie und Algorithmen (= Springer Spektrum). 2. Auflage. Springer, Heidelberg 2012, ISBN 978-3-642-25400-0.



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Datum der letzten Änderung: Jena, den: 05.09. 2025