σ-Algebra der τ-Vergangenheit
Die σ-Algebra der τ-Vergangenheit, auch Vergangenheit von τ genannt, ist in der Wahrscheinlichkeitstheorie ein spezielles Mengensystem, genauer eine σ-Algebra. Sie entsteht durch Kombination einer Filtrierung mit einer Stoppzeit und findet meist Anwendung bei Aussagen über gestoppte Prozesse, also stochastische Prozesse, die an einem zufälligen Zeitpunkt angehalten werden. Zu diesen Aussagen gehören beispielsweise das Optional Stopping Theorem, das Optional Sampling Theorem und die Definition der starken Markow-Eigenschaft.
Definition
Gegeben sei ein Wahrscheinlichkeitsraum 
 
sowie eine Filtrierung 
 
bezüglich der Ober-σ-Algebra 
 
und eine Stoppzeit 
 
bezüglich 
. 
Dann heißt 
die σ-Algebra der τ-Vergangenheit.
Eigenschaften
Sind  
Stoppzeiten und ist 
, 
so ist 
. 
Des Weiteren ist  
immer 
-messbar. 
Ist , 
so lässt sich zu einem stochastischen Prozess 
eine „gesampelte“ Zufallsvariable
definieren. Ist zusätzlich  
höchstens abzählbar und der stochastische Prozess adaptiert, so ist 
 
immer 
-messbar. 
Die Zufallsvariable 
 
sollte nicht mit dem gestoppten 
Prozess 
 
verwechselt werden, insbesondere da die Notation in der Literatur nicht 
einheitlich ist. 
Anschaulich besteht die Zufallsvariable  
im Falle der Indexmenge 
 
auf der Menge 
 
aus der Zufallsvariable 
, 
auf der Menge 
 
aus 
 
etc. Damit ergibt sich in diesem Fall die alternative Definition 
.
Literatur
- David Meintrup, Stefan Schäffler: Stochastik. Theorie und Anwendungen. Springer-Verlag, Berlin Heidelberg New York 2005, ISBN 978-3-540-21676-6.
 - Norbert Kusolitsch: Maß- und Wahrscheinlichkeitstheorie. Eine Einführung. 2., überarbeitete und erweiterte Auflage. Springer-Verlag, Berlin Heidelberg 2014, ISBN 978-3-642-45386-1.
 


© biancahoegel.de
Datum der letzten Änderung: Jena, den: 04.11. 2021