Kanonischer stochastischer Prozess
Ein kanonischer stochastischer Prozess, kurz kanonischer Prozess, ist in der Wahrscheinlichkeitstheorie eine allgemeine Formulierung eines stochastischen Prozesses, die sich durch ihre Einfachheit auszeichnet. Dabei werden die Koordinatenabbildungen eines großen zugrundeliegenden Wahrscheinlichkeitsraumes als Zufallsvariablen des stochastischen Prozesses aufgefasst. Der zugrundeliegende Messraum wird dann auch als kanonischer Raum bezeichnet.
Definition
Gegeben sei eine beliebige nichtleere 
Indexmenge 
 
sowie eine nichtleere Grundmenge 
 
und eine σ-Algebra 
 
auf dieser Grundmenge. Betrachtet man die Projektionen 
- , 
die für alle  
definiert sind durch 
- , 
so heißt der stochastische Prozess  
der kanonische Prozess auf 
. 
Der Messraum 
 
heißt dann auch der kanonische Raum des Prozesses. 
Bemerkung
Die Verteilungen 
der Zufallsvariablen  
werden durch die Vorgabe eines Wahrscheinlichkeitsmaßes 
 
auf dem Messraum 
 
definiert, sie sind dann genau die eindimensionalen Randverteilungen. 
Hierfür benötigt man unter Umständen Aussagen über die Existenz von 
Wahrscheinlichkeitsmaßen auf abzählbaren oder überabzählbaren Produkten von 
Mengen wie den Satz 
von Ionescu-Tulcea oder den Erweiterungssatz 
von Kolmogorov. 
Beispiel
Betrachtet man die Indexmenge  
sowie als Grundraum 
 
versehen mit der Borelschen 
σ-Algebra, also 
 
und ein beliebiges Wahrscheinlichkeitsmaß 
 
auf 
 
sowie das Produktmaß 
, 
so besitzen die Projektionen auf die einzelnen Komponenten die Verteilungen 
. 
Der kanonische Prozess liefert hier aufgrund der Eigenschaften des Produktmaßes 
unabhängig 
identisch 
-verteilte 
Zufallsvariablen. 
Literatur
- Achim Klenke: Wahrscheinlichkeitstheorie. 3. Auflage. Springer-Verlag, Berlin Heidelberg 2013, ISBN 978-3-642-36017-6.
- Norbert Kusolitsch: Maß- und Wahrscheinlichkeitstheorie. Eine Einführung. 2., überarbeitete und erweiterte Auflage. Springer-Verlag, Berlin Heidelberg 2014, ISBN 978-3-642-45386-1.

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Datum der letzten Änderung: Jena, den: 24.03. 2021