Jöns Jakob Berzelius

schwedischer Mediziner und Chemiker

geboren: 20. August 1779 im Socken Väversunda, Östergötland
gestorben: 7. August 1848 in Stockholm

1804 Doktor der Medizin
1808 Mitglied der Königlich Schwedischen Akademie der Wissenschaften in Stockholm
1812 korrespondierendes und seit 1825 auswärtiges Mitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften
1813 Foreign Member der Royal Society
1818 Mitglied der Leopoldina
1835 in den Freiherrenstand erhoben

Berzelius führte die chemische Symbolsprache mit den Buchstaben für die chemischen Elemente ein und bestimmte erstmals eine Vielzahl der Atommassen von Elementen genau. Berzelius entwickelte ein erstes Modell zum Verständnis der Elektrolyse und zu Stoffumsetzungen durch die Annahme einer positiven und einer negativen Ladung in jedem Teilchen (dualistische Theorie). Er hat die Elemente Cer, Selen und Thorium entdeckt, andere Elemente wurden von ihm erstmals in elementarer Form dargestellt (Silicium, Zirconium, Titan, Tantal, Vanadium).

Der Name Berzelius ist eine latinisierte Form des Namens Bergsäter oder Bergsitzer; ursprünglich hießen die Vorfahren von Berzelius aber Hakannson und bewohnten das Gut Bergsäter bei Motala.

1793 bis 1796 besuchte er das Gymnasium in Linköping und anschließendes Studium der Medizin an der Universität Uppsala. 1802 wurde Berzelius unbesoldeter Mitarbeiter (Adjunkt) im chirurgischen Institut in Stockholm (seit 1810 Karolinska-Institut). Gleichzeitig wurde er Armenarzt im Ostteil von Stockholm, was er bis 1810 blieb.

Elektrochemische Theorie

Im Jahr 1802 untersuchte Berzelius mit Wilhelm Hisinger die Zerlegung einer Salzlösung durch eine Voltasche Säule (Elektrolyse). Er stellte fest, dass eine Alkalisalzlösung durch die Voltasche Säule in eine Säure und eine Base umgewandelt wird. Er nahm an, dass Atomgruppen sich wie kleine Magneten verhalten würden.[4] Ein Teilchen könne elektropositiv, elektronegativ oder unipolar bei einer Voltaschen Säule reagieren. Berzelius nahm an, dass alle Salze – anorganische und organische – aus einem positiven und einem negativen Pol bestehen würden und kleine, molekulare Magnete darstellten. In einem elektropositiven Molekül-Magnet überwiege die positive Ladung, in einem elektronegativen Teilchen die negative Ladung.
Die dualistische Theorie der chemischen Stoffe blieb für 20 Jahre die herrschende Lehrmeinung in der Chemie, bis Jean Baptiste Dumas für die organische Chemie die radikalische Substitution entdeckte. Später wurden durch Michael Faraday und Svante Arrhenius die Salze in wässriger Lösung als Ionen (z. B. K+) erkannt. Damit war bewiesen, dass die dualistische Theorie falsch war. Heute nutzt man die Erkenntnisse der dualistischen Theorie bei der Erstellung von Oxidationszahlen für Redoxgleichungen, um die Ladungszahl eines Atoms in einem Molekülteil anzugeben. Auch die Begriffe „elektropositiv“ und „elektronegativ“ haben sich zur Kennzeichnung einer polarisierten Bindung in einem Molekül erhalten.

Atommassen

Der Sauerstoff war für Berzelius das negativste Element; alle Elemente, die mit dem Sauerstoff verbunden sind, mussten nach ihm eine elektropositive Ladung besitzen. Für Berzelius war der elektronegative Sauerstoff der Dreh- und Angelpunkt für seine weiteren Versuche. Die besonders wichtige Stellung des Sauerstoffs lag in seinem Vermögen, mit Metallen gut bestimmbare Verbindungen zu erzeugen und außerdem enthielten alle damals bekannten Säuren und Basen Sauerstoff. Erst Davy konnte die erste Säure ohne Sauerstoff, die Salzsäure, darstellen.
Auf der Basis von Fällungen zu Metalloxiden sowie anderer Fällungsreaktionen und anschließender Massenbestimmung konnte Berzelius zwischen 1808 und 1818 die Atommasse von 40 Elementen ermitteln. Dieses Werk bildete einen Meilenstein für die Entwicklung der Chemie.

Sonstiges

Berzelius erkannte, dass Stoffe mit gleicher Zusammensetzung unterschiedliche Eigenschaften aufweisen konnten. Er nannte diesen Effekt Isomerie. Das Auftreten von Elementen in verschiedenen Erscheinungsformen nannte er Allotropie. 1835 gab er der von Eilhard Mitscherlich, Humphry Davy, Andreas Libavius und Johann Wolfgang Döbereiner aufgefundenen beschleunigten Stoffumwandlung durch einen Hilfsstoff, der sich dabei nicht verändert, die Bezeichnung Katalyse. Die Mineralien, die bislang nach äußerlichen Eigenschaften eingeteilt waren, klassifizierte er nach ihrer chemischen Zusammensetzung.

Mit Hisinger entdeckte er das Oxid des Elements Cer, dieser Name wurde in Anlehnung an den vom Italiener Giuseppe Piazzi neu entdeckten Planeten Ceres vergeben. 1817 entdeckte Berzelius bei Analysen in der chemischen Fabrik bei Gripsholm neben dem Tellur (Darstellung durch Martin Heinrich Klaproth), das Element Selen (1818) (griech. selene „Mond“).

Berzelius gebrauchte erstmals den Begriff „Organische Chemie“ (Organisk Kemi). Zwischen 1808 und 1830 erschienen die sechs Bände seines Lehrbuches für Chemie (Lärbok i kemien). Das Lehrbuch ist in viele Sprachen übersetzt worden und beeinflusste die Entwicklung der Chemie im 19. Jahrhundert ganz entscheidend.


 
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Datum der letzten Änderung:  Jena, den: 22.04. 2019