Ernst Heinrich Philipp August Haeckel

deutscher Zoologe

bedeutendster deutscher Vertreter der Evolutionstheorie
geboren: 16. Februar 1834 in Potsdam
gestorben: 9. August 1919 in Jena

ab 1862 Prof. für Zoologie
1884 Rektor der Universität Jena
1884 Einrichtung des Zoologischen Instituts
1908 Stiftung des Phyletischen Museums In Jena

Ernst Haeckel war Arzt, später Professor für vergleichende Anatomie. Er prägte einige heute geläufige Begriffe der Biologie wie Stamm oder Ökologie. Auch bezeichnete er die Politik als angewandte Biologie. Er propagierte den Entwicklungs-Monismus, mit dem Anspruch einer Weltanschauung auf naturwissenschaftlicher Grundlage und war Kopf und Identifikationsfigur (zeitgenössisch Monistenpapst) der zugehörigen Bewegung, die ab 1906 im Deutschen Monistenbund in Jena organisiert wurde.

Nach dem Abitur 1852 in Merseburg nahm Haeckel das Studium der Medizin in Berlin auf, wechselte jedoch auf Drängen seines Vaters noch im gleichen Jahr an die Universität Würzburg, deren medizinische Fakultät aufgrund der Professoren Albert von Kölliker, Franz von Leydig und Rudolf Virchow einen hervorragenden Ruf besaß.

Haeckel trug durch seine populären Schriften sehr zur Verbreitung des Darwinismus in Deutschland bei. Darüber hinaus erarbeitete er eine ausführliche embryologische Argumentation für die Evolutionstheorie und formulierte in diesem Zusammenhang das biogenetische Grundgesetz.
Haeckels Arbeitszimmmer Er gilt als Wegbereiter der Eugenik und Rassenhygiene, obwohl er fortschrittsoptimistisch von der Evolution eine Höherentwicklung und keine "Degeneration" erwartete.

Mit großer Begeisterung las er bereits ein Jahr nach seinem Erscheinen (1859) Charles DarwinsÜber die Entstehung der Arten“. 1861 wurde Ernst Haeckel mit der die Strahlentierchen („Rhizopoda radiata“) behandelnden Schrift De Rizopodum finibus et ordinibus für das Fach vergleichende Anatomie in Jena habilitiert. Zeitgleich wurde er außerordentlicher Professor an der Universität Jena und hielt im Wintersemester 1862 die erste Vorlesung über die Entwicklungstheorie Darwins, Entstehung der Arten. Zum selben Thema sprach er anlässlich der 38. Versammlung Deutscher Naturforscher und Ärzte am 19. September 1863. Bei der Erläuterung der Grundsätze der Darwin´schen Lehre ging er sogar noch einen Schritt weiter als Darwin selbst zu dieser Zeit und schloss den Bogen bis zur Abstammung des Menschen und der Entstehung erster Lebensformen auf der Erde. Dabei galt ihm als Beweis für die Richtigkeit der Evolutionstheorie die „dreifache Parallele zwischen der embryologischen, der systematischen und der palaeontologischen Entwicklung der Organismen“. Im selben Jahr wurde er am 20. Dezember in die Kaiserliche Leopoldinisch-Carolinische Deutsche Academie aufgenommen. Insgesamt war Haeckel außerordentlich arbeitsam. Besonders nach dem Tod seiner ersten Frau Anna (1864), die unerwartet an einer Unterleibsentzündung verstorben war, stürzte er sich in seine Forschungen, arbeitete vielfach mehr als 18 Stunden am Tag. 1865 erhielt er die Ehrendoktorwürde in Philosophie und eine ordentliche Professur für Zoologie in Jena, die damals zur Philosophischen Fakultät gehörte. Im Folgejahr erschien seine „Generelle Morphologie der Organismen“.

1861 wurde Haeckel mit der Schrift De Rizopodum finibus et ordinibus habilitiert. 1862 hielt er die erste Vorlesung über die Entstehung der Arten.
1869 reiste er nach Norwegen, 1871 nach Dalmatien, 1873 nach Ägypten, in die Türkei und nach Griechenland.

Von 1876 an war Haeckel Prorektor der Universität Jena und unternahm Vortragsreisen durch Deutschland.
Bis 1879 folgten mehrere Reisen nach England und Schottland, in deren Verlauf es zu weiteren Begegnungen mit Charles Darwin kam, sowie eine Reise nach Korfu.
Von 1881 bis 1882 bereiste Haeckel erstmals die Tropen, unter anderem auch die Insel Ceylon.
1882 war Haeckel am Bau der Villa Medusa und der Einrichtung des Zoologischen Institutes der Universität Jena beteiligt, zu deren Rektor er im Wintersemester 1884 berufen wurde.

Haeckel betätigte sich auch politisch: So war er Mitglied des Alldeutschen Verbandes und wurde 1905 Ehrenmitglied der Gesellschaft für Rassenhygiene, ebenso war er ab 1889 Ehrenmitglied des korporativen „Medizinischen Vereins“ der Universität Jena (heute Landsmannschaft Rhenania zu Jena und Marburg).

Der Deutsche Monistenbund wurde, wie auch andere Freidenker-Organisationen, 1933 von den Nationalsozialisten verboten.
Nationalsozialistische Ideologen haben Ausschnitte seiner Aussagen später als Begründung für ihren Rassismus und Sozialdarwinismus herangezogen, gleichzeitig aber wesentliche Teile von Haeckels Weltbild als unvereinbar mit der völkisch-biologischen Sichtweise des Nationalsozialismus erklärt.


"Übrigens möchten wir bei dieser Gelegenheit nicht unterlassen, darauf hinzuweisen, wie gefährlich eine derartige unmittelbare Übertragung naturwissenschaftlicher Theorien auf das Gebiet der praktischen Politik ist. Die höchst verwickelten Verhältnisse unseres heutigen Kulturlebens erfordern von dem praktischen Politiker eine so umsichtige und unbefangene Berücksichtigung, eine so gründliche historische Vorbildung und kritische Vergleichung, dass derselbe immer nur mit grösster Vorsicht und Zurückhaltung eine derartige Nutzanwendung eines 'Naturgesetzes' auf die Praxis des Kulturlebens wagen wird." (E. Haeckel: Freie Wissenschaft und freie Lehre, 2. Auflage, 1908 S. 69)

Auf Grund seiner Leistungen und Verdienste um die Stadt Jena wurde Ernst Haeckel 1908 Ehrenbürger der Stadt Jena. Im Jahre 1927 wurde auch eine Straße nach ihm benannt.

vergl.: Lenin: Materialismus und Empiriokritizismus


 
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Datum der letzten Änderung: Jena, den: 08.11. 2023