Magnetische Flussdichte

Physikalische Größe
Name Magnetische Flussdichte
Formelzeichen {\vec {B}}
Größen- und
Einheitensystem
Einheit Dimension
SI T M·I−1·T−2
Gauß (cgs) Gs = 105·γ M½·L·T−1
esE (cgs) statT M½·L−3/2
emE (cgs) Gs = 105·γ M½·L·T−1

Die magnetische Flussdichte, auch magnetische Induktion, bisweilen in der fachlichen Umgangssprache einfach nur „Flussdichte“ oder „Magnetfeld“ oder „B-Feld“ genannt, ist eine physikalische Größe der Elektrodynamik. Sie ist die Flächendichte des magnetischen Flusses, der senkrecht durch ein bestimmtes Flächenelement hindurchtritt.

Die magnetische Flussdichte {\vec {B}} an einem Ort {\vec {r}} ist – ebenso wie die elektrische Flussdichte {\vec {D}} – eine gerichtete Größe, also ein Vektor, und wird aus dem Vektorpotential {\vec {A}} hergeleitet.

Definition und Berechnung

Lorentzkraft auf ein positiv geladenes Teilchen der Geschwindigkeit v (links) bzw. das vom Strom I durchflossene Leiterstück der Länge l (rechts) im dazu senkrecht verlaufenden Magnetfeld der Flussdichte B.

Wie die elektrische Feldstärke {\vec {E}} ist auch die magnetische Flussdichte {\vec {B}} historisch zunächst einmal indirekt, d.h. über ihre experimentell messbare Kraftwirkung {\vec {F}} auf bewegte elektrische Ladungen, definiert worden, die in der neueren Physik als magnetische Komponente der Lorentzkraft betrachtet und in vektorieller Schreibweise wie folgt notiert wird:

{{\vec  F}_{B}}=q\cdot {{\vec  v}}\times {{\vec  B}}\Leftrightarrow {{\vec  F}_{B}}=I\cdot {{\vec  s}}\times {{\vec  B}}

mit:

Die erste der beiden oben aufgeführten Gleichungen wird vorwiegend für frei im Raum bewegliche Ladungen, z.B. Elektronen innerhalb einer Braunschen Röhre, benutzt, die zweite dagegen für Ladungen, die sich innerhalb von elektrischen Leitern, z.B. Drähten oder Kabeln, bewegen. Beide Gleichungen sind gleichwertig.

In den genannten Formeln ist {\vec {B}} ein Vektor, der in Richtung der Feldlinien des erzeugenden Magnetfelds zeigt.

Verzichtet man auf die vektorielle Schreibweise und damit die Möglichkeit, die Richtung der Kraftwirkung F_B aus dem Vektorprodukt der beiden Vektoren {\vec {v}} und {\vec {B}} bzw. {\vec {s}} und {\vec {B}} zu bestimmen, kann F_B gemäß folgender Formel auch als skalare Größe berechnet werden:

F_{B}=|q\cdot v|\cdot B\sin \alpha \,\Leftrightarrow F_{B}=|I\cdot s|\cdot B\sin \alpha \,

mit:

Bewegt sich die elektrische Ladung q mit der Geschwindigkeit v senkrecht zur Richtung des magnetischen Flusses und/oder verläuft der untersuchte elektrische Leiter senkrecht zur magnetischen Flussrichtung, kann, da \textstyle \sin \alpha in diesem Fall den Wert 1 annimmt, der Zahlenwert von \textstyle B gemäß folgender Gleichung auch direkt aus der Kraftwirkung \textstyle F_{B} auf die Ladung bzw. den Leiter als ganzes berechnet werden:

{B={\frac  {F_{B}}{|q\cdot v|}}}\Leftrightarrow {B={\frac  {F_{B}}{|I\cdot s|}}}

Der Zusammenhang mit der magnetischen Feldstärke {\vec {H}} ist:

\vec{B} = \mu \cdot \vec{H}.

Dabei ist \mu die magnetische Permeabilität.

Messung

Die magnetische Flussdichte kann mit Magnetometern, Hallsensoren oder Messspulen gemessen werden.

Maßeinheit

Die SI-Einheit der magnetischen Flussdichte ist das Tesla mit dem Einheitenzeichen T:

{\displaystyle \left[B\right]=1\,\mathrm {T} =1\,{\mathrm {Vs}  \over \mathrm {m^{2}} }=1\,{\mathrm {N}  \over \mathrm {Am} }=1\,{\mathrm {kg}  \over \mathrm {As^{2}} }}

Eine veraltete Einheit für die magnetische Flussdichte ist außerdem das Gauß mit dem Einheitenzeichen G, das allerdings in der Technik immer noch verwendet wird. Es gilt 1 T = 10000 G.

Spezialfälle

Im Folgenden werden der Einfachheit halber nur die Beträge der Flussdichten angegeben.

{\displaystyle B=\mu {\frac {I}{2\pi r}}}
(Die Richtung der Flussdichte ergibt sich aus der Korkenzieherregel.)
{\displaystyle B=\mu {\frac {NI}{l}}}
(Hierbei sind N die Windungszahl und l die Länge der Spule. Streng genommen ist dies nur eine Näherungsformel, die nur unter folgenden Voraussetzungen gilt: Die Länge der Spule ist groß verglichen mit dem Radius der Spule, die Windungen sind sehr dicht und gleichmäßig und der betrachtete Ort befindet sich im Inneren der Spule und nicht in der Nähe der Spulenenden. Die Richtung der Flussdichte verläuft parallel zur Spulenachse. Für die Orientierung siehe dort. Außerhalb der Spule ist die Flussdichte nahezu Null.)
{\displaystyle B=\mu {\frac {8NI}{{\sqrt {125}}R}}}
{\displaystyle {\vec {B}}({\vec {r}})\,=\,{\frac {\mu }{4\pi r^{2}}}\,{\frac {3{\vec {r}}({\vec {m}}\cdot {\vec {r}})-{\vec {m}}r^{2}}{r^{3}}}\ .}
(Das Dipolmoment einer kreisförmigen Leiterschleife mit der orientierten Querschnittsfläche {\vec {A}} ist {\displaystyle {\vec {m}}=I{\vec {A}}}.)

Magnetische Flussdichte und magnetischer Fluss

Die magnetische Flussdichte {\vec {B}} ist als Flächendichte über folgende Beziehung mit dem magnetischen Fluss \Phi \, verknüpft:

{\displaystyle \Phi =\int {\vec {B}}\cdot \mathrm {d} {\vec {A}}}

Dass die Flusslinien des magnetischen Flusses in sich geschlossen sind, lässt sich mathematisch dadurch zum Ausdruck bringen, dass jedes Flächenintegral von {\vec {B}} über eine beliebige geschlossene Oberfläche O den Wert 0 annimmt:

{\displaystyle \oint _{O}{\vec {B}}\cdot \mathrm {d} {\vec {A}}=0}

Diese Gleichung ist mathematisch gesehen eine direkte Konsequenz der homogenen Maxwellschen Gleichung

{\displaystyle {\mathrm {div} {\,{\vec {B}}}=0}}

sowie des Gaußschen Satzes

{\displaystyle \oint _{O}{\vec {j}}\cdot \mathrm {d} {\vec {A}}=\int _{V}{\mathrm {div} \,}{\vec {j}}\cdot \mathrm {d} ^{3}r}

für ein beliebiges Vektorfeld {\vec {j}} und das von O eingeschlossene Volumen V.

Anschaulich gesprochen: Wenn man sich ein durch eine beliebig geformte geschlossene Fläche O eingeschlossenes Volumen V in einem magnetischen Feld vorstellt, fließt stets genauso viel „Magnetismus“ aus V durch die Oberfläche O nach außen wie von außen hinein. Dies bezeichnet man als „Quellenfreiheit des magnetischen Feldes“.

Größenbeispiele

Beispiele für verschiedene magnetische Flussdichten in der Natur und in der Technik:

Magnetische
Flussdichte
Beispiel
0,1 bis 10 nT Magnetfelder im interstellaren Medium und um Galaxien
50 μT Erdmagnetfeld in Deutschland
0,1 mT Zulässiger Grenzwert für elektromagnetische Felder bei 50 Hz (Haushaltsstrom) in Deutschland gemäß der 26. BImSchV
2 mT In 1 cm Abstand von einem 100-A-Strom, z.B. Batteriestrom beim Anlassen eines Pkw, siehe Ampèresches Gesetz
0,1 T Handelsüblicher Hufeisenmagnet
0,25 T Typischer Sonnenfleck
1,61 T Maximale Flussdichte eines NdFeB-Magneten. NdFeB-Magnete sind die stärksten Dauermagnete, typische Flussdichten sind 1 T bis 1,5 T.
2,45 T Sättigungspolarisation von Fe65Co35, der höchste Wert eines Materials bei Raumtemperatur.
0,35 bis 3,0 T Kernspintomograph für die Anwendung am Menschen. Zu Forschungszwecken werden auch Geräte mit 7,0 T und mehr verwendet
8,6 T Supraleitende Dipolmagnete des Large Hadron Collider des CERN in Betrieb
12 T Supraleitende Niob-Zinn Spule des ITER Kernfusion-Projektes
28,2 T Derzeit stärkster supraleitender Magnet in der NMR-Spektroskopie (1,2 GHz-Spektrometer)
32 T Stärkster Magnet auf Basis von (Hochtemperatur-)Supraleitern
45,5 T Stärkster dauerhaft arbeitender Elektromagnet, Hybrid aus supraleitendem und konventionellen Elektromagneten
100 T Pulsspule – höchste Flussdichte ohne Zerstörung der Kupferspule, erzeugt für wenige Millisekunden
1200 T Höchste durch elektromagnetische Flusskompression erzeugte Flussdichte (kontrollierte Zerstörung der Anordnung, im Labor)
2800 T Höchste durch explosiv getriebene Flusskompression erzeugte Flussdichte (im Freien)
1 bis 100 MT Magnetfeld auf einem Neutronenstern
1 bis 100 GT Magnetfeld auf einem Magnetar

Literatur

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Basierend auf einem Artikel in: Wikipedia.de
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Datum der letzten Änderung: Jena, den: 04.04. 2022