Massenvernichtungswaffe

Der Begriff Massenvernichtungswaffe (englisch weapon of mass destruction, WMD) bezeichnet eine Kategorie bestimmter Waffen, die als besonders zerstörerisch angesehen werden und gravierende Auswirkungen auf Leben, Gegenstände und Umwelt haben. Dazu zählen heute chemische, biologische, radiologische und nukleare Waffen, mit denen der Gegner militärisch behindert oder ausgeschaltet werden soll.
Die früher ausschließlich verwendete Formulierung ABC-Waffen (ABC steht für Atomar, Biologisch und Chemisch) wurde inzwischen ersetzt durch die Bezeichnung CBRN-Waffen (Chemisch, Biologisch, Radiologisch und Nuklear). Dies entspricht einer Unterteilung der „A“-Gefahren in radiologische (R) und nukleare (N) Bedrohungen. „Nuklear“ bezeichnet dabei Kernwaffenexplosionen und deren Folgewirkungen sowie radioaktive Stoffe des nuklearen Kreislaufs; „radiologisch“ bezeichnet andere Arten der radioaktiven Kontamination, vorrangig in Form einer radioaktiven Dispersionsvorrichtung (z. B. „schmutzige Bombe“).

Waffentypen

Atomar/Nuklear

Hauptartikel: Kernwaffe
Atompilz von "Fat Man" über Nagasaki

Während des Zweiten Weltkrieges entwickelten die Vereinigten Staaten die erste Atombombe (Manhattan-Projekt). Die ersten Einsätze waren am 6. August 1945 über der japanischen Stadt Hiroshima und am 9. August 1945 über Nagasaki. Die Bombe über Hiroshima kostete am Tage des Abwurfs 130.000, bis zum 31. Dezember 2005 rund 250.000 Menschen das Leben. Durch die Bombe von Nagasaki starben 70.000 Menschen unmittelbar nach dem Einsatz und in den Monaten danach. Bis heute beläuft sich die Zahl der Opfer wegen an Spätfolgen Verstorbener auf etwa 140.000 Menschen. In den Augen mancher Militärs sind nicht alle Nuklearwaffen als Massenvernichtungswaffen anzusehen. In bestimmten Fällen dienen sie militärisch betrachtet Zwecken wie der Flugabwehr, gegen Schiffsziele in der Marine und für besondere Einsatzgebiete wie die Satellitenzerstörung, bei denen angeblich wenig oder keine Menschen zu Schaden kommen.

Biologisch

Biologische Waffen richten sich gegen Menschen, Nutztiere und Nutzpflanzen oder Material. Ihre Wirkung kann insbesondere bei infektiösen Pathogenen häufig nicht eingegrenzt werden. Aufgrund der Seuchengefahr richten sich diese Waffen insbesondere gegen zivile Ziele, während militärische Organisationen teilweise über geeignete Abwehrmittel verfügen, wie zum Beispiel Schutzanzüge, präventive Schutzimpfungen und, im Fall einer Infektion, schnelle Diagnose, Antibiotika in ausreichender Menge und das zur Behandlung nötige Know-how.

Chemisch

Hauptartikel: Chemische Waffe
Kanadischer Soldat mit Senfgas-Verbrennung während des Ersten Weltkrieges.

C-Waffen wurden im Ersten Weltkrieg am 22. April 1915 erstmals mit größerer Wirkung von deutschen Truppen an der Westfront eingesetzt, wobei es sich um das von Fritz Haber als Waffe vorgeschlagene Chlorgas handelte.

Angesichts der Gräuel des Ersten Weltkriegs wurde 1925 im Genfer Protokoll betreffend das Verbot der Anwendung von chemischen Waffen und bakteriologischen Mitteln der Einsatz von chemischen Waffen verboten. Das Verbot wurde im Zweiten Weltkrieg weitestgehend beachtet, obwohl nicht alle beteiligten Länder dem Protokoll beigetreten waren.

Da sich Soldaten verhältnismäßig einfach und effizient gegen chemische Waffen schützen können, sind sie vor allem eine große Gefahr für die Zivilbevölkerung.

Das im Vietnamkrieg von den USA eingesetzte Entlaubungsmittel Agent Orange muss durch seine bekannten giftigen und krebserregenden Nebenwirkungen streng genommen als C-Waffe betrachtet werden, zumal der hohe Dioxingehalt von Agent Orange und seine direkten und indirekten Folgen den verantwortlichen Militärs nach Angaben von Menschenrechtsorganisationen bekannt gewesen sind.

Bekanntheit als chemische Kampfstoffe haben Lostverbindungen und organische Phosphorsäureester erlangt.

Konventionell

Molotows Brotkorb war eine frühe sowjetische Streubombe mit Brandsubmunition, welche im Winterkrieg gegen finnische Städte eingesetzt wurde.

Aufgrund industrieller Fertigungskapazitäten können konventionelle Waffen heute in großer Zahl hergestellt und zur Tötung einer großen Anzahl von Menschen in kürzester Zeit verwendet werden. Definitionsgemäß handelt es sich jedoch nicht um Massenvernichtungswaffen, weil eine einzelne Bombe oder Granate lediglich eine geringe Zahl an Menschen töten und/oder verletzen kann. Auch Flächenbombardements zählen nicht zu Massenvernichtungswaffen, trotz der großen Opferzahlen. Bei den Bombardierungen von Coventry (Großbritannien) und den Städtebombardements zahlreicher deutscher Städte und Ballungsgebiete (zum Beispiel Hamburg, Dresden) während des Zweiten Weltkriegs wurden also keine Massenvernichtungswaffen eingesetzt, auch wenn zehntausende Menschen getötet wurden. Das Gleiche gilt (mit Ausnahme von Hiroshima und Nagasaki) für die zahlreichen Bombardements japanischer Städte – alleine bei einem einzigen Luftangriff auf Tokio starben am 9./10. März 1945 über 100.000 Menschen.

Im Vietnamkrieg, dem Ersten und Zweiten Golfkrieg, dem Afghanistankrieg, dem US-amerikanischen Afghanistankrieg und in ähnlichen Konflikten wurden hunderttausende Menschen durch konventionelle Waffen getötet – weit mehr als durch ABC-Waffen im selben Zeitraum. Streubomben fordern auf Grund der vielen Blindgänger in der Submunition und des großflächigen Wirkungsbereiches die meisten Opfer unter der Zivilbevölkerung.

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Datum der letzten Änderung: Jena, den: 12.10. 2024