Kristallisationskeim
Kristallisationskeime oder -kerne sind feindisperse oder makroskopische, feste Partikel in einer fluiden Phase. Sie erleichtern die Kristallisation, also die Bildung von Kristallen, die sonst nur aus übersättigten Medien möglich wäre. Dabei kann zwischen Erstarrungs-, Resublimations- oder Ausfällungsvorgängen unterschieden werden.
Kristallisation aus Lösungen
Die Kristallisation aus Lösungen 
sollte beginnen, sobald das Löslichkeitsprodukt 
der gelösten Substanzen überschritten ist. Dies wird meistens jedoch nicht 
beobachtet. Beim Aufbau einer neuen Phase muss nämlich beachtet werden, dass 
sich die zugehörige Änderung  
der Freien Enthalpie aus zwei 
konkurrierenden Termen zusammensetzt: 
- dem thermodynamisch 
  begünstigten Volumenanteil 
, den man sich bildlich als Zunahme chemischer Bindungen vorstellen kann,
 - der Arbeit 
  
, die aufgebracht werden muss, um eine neue Oberfläche zu bilden.
 
Bei größeren Kristallen überwiegt der Volumenanteil, für sehr kleine Kristalle dagegen der Oberflächenterm, weshalb man hierbei von kinetisch gehemmtem Kristallwachstum spricht. Dies wird durch die Anwesenheit von Kristallisationskeimen umgangen.
Kristallisation aus Schmelzen
In Schmelzen entstehen Kristallisationskeime am Beginn eines Erstarrungsvorgangs von kristallin aufgebauten Elementen, Legierungen und Verbindungen. Sie bilden Ausgangspunkte für deren weitere Kristallisation. Eine Gruppe von Atomen, die beim Erreichen der Erstarrungstemperatur zufällig eine Anordnung im Kristallsystem des betreffenden Stoffes eingenommen hat, verbleibt in dieser Position unter Abgabe von thermischer Energie.


© biancahoegel.de
Datum der letzten Änderung: Jena, den: 25.09. 2020