Erprobungsstelle Rechlin

Im November 1916 teilte das Preußische Kriegsministerium mit, dass die „Einrichtung umfangreicher flugtechnischer Anlagen an dem Südufer des Müritzsees“ geplant sei. Bei den Enteignungsverhandlungen wurden sämtliche Gebäude von Kirche, Pfarrei und Küsterei mit enteignet. Jedoch wurde die „Flieger-Versuchs- und Lehranstalt“ erst am 29. August 1918 offiziell ihrer Bestimmung übergeben. Im Oktober 1918 fanden noch Vergleichsflüge mit dem Prototyp 11 der Fokker D.VII statt; dabei wurden Flüge mit und ohne N-Streben in den Tragflächen durchgeführt.

Nachdem das Deutsche Reich 1925 dem Völkerbund beigetreten war, wurden im Juni die Bestimmungen des Versailler Vertrages gelockert; im Spätherbst wurde mit dem Aufbau der Erprobungsstelle begonnen.
Die erste Flugzeughalle mit Arbeits- und Wohnhaus („Schweizer Haus“) wurde 1926 gebaut, es folgten bis Ende 1934 das Wohn- und Gemeinschaftshaus „Cafe Achteck“, zwei Junkers-Flugzeughallen und ein Motorenprüfstand.

Am 26. Februar 1935 ordnete Reichswehrminister Blomberg die schrittweise Enttarnung der Luftwaffe an und Rechlin wurde endgültig als Außenstelle des Technischen Amtes des Reichsluftfahrtministeriums in Berlin zur „Erprobungsstelle der Luftwaffe“. Die Tätigkeiten waren Teil der „amtlichen Überwachung“. Sie hatten zum Ziel, die Gebrauchsfähigkeit von Fluggeräten und Ausrüstungen festzustellen. Daneben wurden auch Musterprüfungen an neuen Flugzeugtypen durchgeführt. Beispiele für Erprobungsaufgaben waren das Erreichen der geforderten Geschwindigkeiten, Reichweite, Gipfelhöhe, Festigkeit, Stabilität und Steuerbarkeit. Untersucht wurden weiter die Wartung, Ergonomie, Reparaturfreundlichkeit und weitere Aspekte, die Auswirkungen auf den späteren Einsatz des Gerätes bei der Truppe hatten. 1939 fanden Tests mit dem ersten Strahlflugzeug der Welt (Heinkel He 178) statt, ab 1940 auch mit Heinkel He 280, jedoch zunächst noch ohne Triebwerke (Schleppflüge mit He 111).


 
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Datum der letzten Änderung : Jena, den: 26.04. 2016