Regelfunktion

Unter einer Regelfunktion oder sprungstetigen Funktion versteht man in der Mathematik eine Funktion, deren einzige Unstetigkeitsstellen Sprungstellen sind. Sie spielen eine wichtige Rolle in der Integrationstheorie. Die Bezeichnung „Regelfunktion“ (fonction réglée) wurde von der französischen Mathematiker-Schule eingeführt.

Definition

Es sei I ein offenes, halboffenes oder abgeschlossenes Intervall mit Anfangspunkt a und Endpunkt b. Eine reell- oder komplexwertige Funktion f\colon I\to \mathbb{R} bzw. {\displaystyle f\colon I\to \mathbb {C} } heißt Regelfunktion, falls sie

Da links- und rechtsseitige Grenzwerte nicht übereinstimmen müssen, kann eine Regelfunktion Sprungstellen aufweisen, das heißt Stellen, bei denen es eine Folge a_{n} gibt, für die \lim f(a_{n})\neq f(\lim a_{n}) gilt. Regelfunktionen werden daher auch als sprungstetige Funktionen bezeichnet. Eine Regelfunktion heißt dabei stückweise stetig, falls sie nur endlich viele Stellen besitzt, an denen sie nicht stetig ist, und damit nur endlich viele Sprünge aufweist.

Die Definition kann verallgemeinert werden, indem man anstatt reell- oder komplexwertiger Funktionen Banachraum-wertige Funktionen betrachtet.

Beispiele

Die Vorzeichenfunktion ist ein Beispiel für eine Regelfunktion mit einer Sprungstelle.
Regelfunktionen
Keine Regelfunktionen

Eigenschaften

Charakterisierung

Eine Funktion ist genau dann sprungstetig, wenn sie keine Unstetigkeitsstellen zweiter Art hat. Jede Regelfunktion auf einem kompakten Intervall ist beschränkt. Die umgekehrte Richtung muss jedoch nicht wahr sein, wie das Beispiel der Dirichlet-Funktion zeigt.

Räume von Regelfunktionen

Die Menge der Regelfunktionen auf einem Intervall I bilden einen Vektorraum, der mit {\mathcal  {R}}(I) bezeichnet wird. Mit der Supremumsnorm

\|f\|_{\infty }=\sup _{{x\in I}}|f(x)|

ist {\mathcal  {R}}(I) ein Banachraum. Mit dem (punktweisen) Produkt zweier Regelfunktionen handelt es sich dabei sogar um eine Banachalgebra.

Approximierbarkeit

Jede Regelfunktion auf einem kompakten Intervall kann durch eine Folge von Treppenfunktionen gleichmäßig approximiert werden. Das heißt, zu jeder Regelfunktion f \colon [a,b] \to \R bzw. {\displaystyle f\colon [a,b]\to \mathbb {C} } existiert eine Folge (h_{n}) von Treppenfunktionen, so dass

\lim _{{n\to \infty }}\|f-h_{n}\|_{\infty }=0

gilt, wobei \|{\cdot }\|_{\infty } die Supremumsnorm ist. Umgekehrt ist jede Funktion auf einem kompakten Intervall, die gleichmäßig durch Treppenfunktionen approximiert werden kann, eine Regelfunktion. Deswegen kann diese Eigenschaft alternativ zur Sprungstetigkeit benutzt werden, um Regelfunktionen zu definieren.

Integral von Regelfunktionen

Sei f \colon [a,b] \to \R eine Regelfunktion und (h_{n}) eine Folge von Treppenfunktionen mit \|f-h_{n}\|_{\infty }\to 0, wobei \|{\cdot }\|_{{\infty }} die Supremumsnorm ist. Dann kann ein Integral durch

\int _{a}^{b}f(x){\mathrm  {d}}x:=\lim _{{n\to \infty }}\int _{a}^{b}h_{n}(x){\mathrm  {d}}x

definiert werden. Dieses Integral wird durch das Riemann-Integral verallgemeinert.

Literatur

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Basierend auf einem Artikel in: Wikipedia.de
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Datum der letzten Änderung: Jena, den: 01.02. 2021