Steinerscher Satz
 
 
Drehachse 1 geht durch den Schwerpunkt des Körpers der Masse
Drehachse 2 ist um den Abstand
Der Steinersche Satz (auch Satz von Steiner, Steiner-Regel oder Parallelachsen-Theorem) geht auf Untersuchungen von Jakob Steiner zurück und dient der Berechnung des Trägheitsmomentes eines starren Körpers für parallel verschobene Drehachsen.
Das Trägheitsmoment ist nicht alleinige Eigenschaft eines Körpers, sondern abhängig von der betrachteten Drehachse. Ist das Trägheitsmoment einer Drehachse durch den Massenmittelpunkt bekannt, so kann mit dem Satz von Steiner das Trägheitsmoment für alle Drehachsen, die parallel zu dieser sind, berechnet werden.
Der Satz wird auch verwendet, um Flächenträgheitsmomente von Balken-Querschnitten zu bestimmen.
Anwendung auf Trägheitsmomente
Trägheitsmomente sind meistens für Drehachsen  
durch den Massenmittelpunkt tabelliert. Falls das Trägheitsmoment für eine dazu 
parallele Drehachse 
 
benötigt wird, kann der Steinersche Satz angewendet werden und das 
Trägheitsmoment 
 
ergibt sich zu: 
Dabei ist  
das Trägheitsmoment des Körpers mit Masse 
 
der Drehachse 
, 
die durch seinen Massenmittelpunkt (praktisch gleich dem Schwerpunkt) geht und 
parallel mit Abstand 
 
zur Drehachse 
 
liegt. 
Bei Anwendung des Steinerschen Satzes ist zweierlei zu beachten:
- Das Trägheitsmoment eines Körpers ist dann am geringsten, wenn die Drehachse durch den Schwerpunkt geht. Das folgt daraus, dass der Steinersche Anteil stets positiv ist, wenn man eine Verschiebung vom Schwerpunkt weg durchführt.
 - Mit mehrmaliger Anwendung des Steinerschen Satzes kann das Trägheitsmoment zu einer beliebigen parallelen Achse berechnet werden, auch wenn das anfangs gegebene Trägheitsmoment nicht durch den Massenmittelpunkt geht.
 
Anwendung auf Flächenträgheitsmomente
Liegt der Flächenschwerpunkt eines Körper-Querschnitts nicht im Ursprung des Koordinatensystems, kann sein Flächenträgheitsmoment mit dem Steinerschen Satz berechnet werden:
Für  
wird der Abstand des Flächenschwerpunktes zum Ursprung 
 
quadriert, mit der Fläche des Querschnitts 
 
multipliziert und auf das (tabellarisch erfasste) Flächenträgheitsmoment 
addiert. Es ist ersichtlich, dass bei 
 
der Steiner-Term wegfällt. 
Praktisch ist, dass man mit diesen Formeln komplexe (z.B. T-Träger) in einfache Körper (z.B. Rechtecke) aufteilen kann, deren Flächenträgheitsmoment bereits bekannt ist.
Für  
gilt dann beispielsweise: 
,
wobei  
die Fläche der Figur ist und 
 
bis 
 
die durch die Zerlegung entstandenen Teilflächen sind. 
Verallgemeinerung durch Trägheitstensoren
Ist der Trägheitstensor 
 
im Schwerpunkt des starren Körpers bekannt, so ergibt sich der Trägheitstensor 
 
im durch den Vektor 
 
parallel verschobenen Koordinatensystem 
durch die Summe aus 
 
und dem Trägheitstensor eines Massepunktes 
der Masse 
, 
also der der Gesamtmasse des starren Körpers, mit dem Ortsvektor 
, 
welcher im verschobenen Koordinatensystem zum Schwerpunkt des Körpers weist: 
d.h.
wobei
bzw. in Summenkonvention mit dem total antisymmetrischen ε-Tensor
Daher gilt auch
Durch die Verschiebung kann es vorkommen, dass die Achsen des neuen Koordinatensystems nicht mehr mit den Hauptträgheitsachsen durch den neuen Punkt zusammenfallen.
Herleitung
 
 
Betrachtet man einen starren Körper in einem Koordinatensystem, dessen Ursprung 
mit seinem Massenmittelpunkt 
übereinstimmt und legt die Rotationsachse  
in z-Richtung, so ist das Trägheitsmoment dieser Achse definiert als 
Wobei die Summe über alle Massepunkte 
 
des Körpers läuft, der Ort des jeweiligen Massepunktes mit 
 
bezeichnet ist und die Rotationsachse auf der Geraden parallel zur z-Achse durch 
den Punkt 
 
liegt. 
Ausmultiplizieren der Klammern führt auf
Der erste Term entspricht dem Trägheitsmoment der Rotationsachse durch den 
Massenmittelpunkt (und parallel zur z-Achse). Der zweite und dritte Term sind 
Null, da sie der Definition des Massenmittelpunktes entsprechen und dieser 
gerade im Ursprung liegt. 
Der vierte Term gibt nach Pythagoras gerade 
das Abstandsquadrat der Rotationsachse  
zum Ursprung multipliziert mit der Gesamtmasse 
 
des betrachteten Körpers an. Schreibt man den Abstand als 
, 
so ergibt sich der Steinersche Satz als 


© biancahoegel.de
Datum der letzten Änderung: Jena, den: 23.11. 2019