Meridian (Geographie)

1 Breitenkreis
2 Meridian (halber Längenkreis)

Das Wort Meridian bezeichnet im Gradnetz der Erde einen halben Längenkreis auf der Erdoberfläche, der von einem geographischen Pol zum anderen verläuft. Er ist die Verbindungslinie aller Orte auf der Erde, an denen die Sonne zur gleichen Zeit den höchsten Punkt ihrer Tageslaufbahn (Tagesbogen) am Himmel einnimmt, an denen also gleichzeitig Mittag ist. Die Wortherkunft vom lateinischen circulus meridianus („Mittagskreis“) weist ebenfalls auf diesen Zusammenhang hin.

Alle Punkte mit gleicher geographischer Länge, also mit dem gleichen „Längengrad“, liegen auf demselben Meridian. Die Begriffe ‚Längengrad‘ und ‚Meridian‘ bezeichnen also genau gleiche Linien auf der Erdoberfläche und können daher synonym verwendet werden. Allerdings wird bei der Verwendung des Begriffs ‚Längengrad‘ der Aspekt der Winkelangabe und bei der Verwendung des Begriffs ‚Meridian‘ der Aspekt des Sonnenstandes zur Mittagszeit betont.

Manchmal wird der Begriff ungenauerweise auch als Synonym zum vollen Längenkreis verwendet (Erdmeridianquadrant).

Verwechslungsgefahr besteht mit dem Meridianbegriff der Astronomen: Sie nennen den Himmelsmeridian in der Kurzform ebenfalls Meridian, verstehen darunter aber einen speziellen Großkreis an der Himmelskugel.

Meridiane als Ideallinie

Auf einer kugelförmig gedachten Erdoberfläche sind die Längenkreise im Gegensatz zu den Breitenkreisen stets Großkreise und daher die Meridiane halbe Großkreise. Auch wenn man die Erde genauer als Rotationsellipsoid betrachtet, sind alle Meridiane wegen der Rotationssymmetrie gleich lang. Die Länge eines Meridians beträgt auf dem WGS84-Referenzellipsoid ca. 20.003,93 km.

Von einem Pol ausgehend wird der Abstand zwischen zwei Meridianen immer größer, bis er schließlich am Äquator sein Maximum erreicht. Den Abstand zwischen den Meridianen, die 1° auseinander liegen, bezeichnet man als Abweitung. Sie ist abhängig vom benutzten Referenzellipsoid. Beim Bessel-Ellipsoid ist die Abweitung am Äquator 111,307 km und auf dem 50. Breitengrad, also z.B. in Mitteleuropa, dagegen nur 71,687 km.

Besondere Meridiane

Demarkationslinie nach dem Spanisch-Portugiesischen Vertrag von Tordesillas von 1494, etwa bei 38° W

Bei den Meridianen gibt es – anders als bei den Breitenkreisen – keinen, der sich gegenüber den anderen auszeichnet. Daher könnte jeder Meridian als Bezugs- oder Nullmeridian festgelegt werden. Wichtige Nullmeridiane waren der Meridian von Ferro (in vielen europäischen Landkarten), der Meridian von Paris (durch das Pariser Observatorium, 1718 festgelegt) und der Meridian von Greenwich bei London (in vielen Seekarten).

Auf der Internationalen Meridian-Konferenz von 1884 wurde der Meridian von Greenwich als internationaler Nullmeridian und die mittlere Sonnenzeit an diesem Meridian als Greenwich Mean Time festgelegt. Allerdings wurden auch die alten Nullmeridiane zunächst noch weiter verwendet: beispielsweise der Pariser Meridian in Frankreich bis 1911, für die Zeitrechnung bis 1978 oder der Ferro-Meridian in deutschen Kartenwerken bis 1923.

Bestimmte Meridiane begrenzen die Zeitzonen, in die die Erde aufgeteilt ist. Eine volle Umdrehung der Erde um 360 Grad dauert einen Tag von 24 Stunden, also 1.440 Minuten. Demzufolge beträgt der Zeitabstand zwischen zwei Meridianen genau 4 Minuten (1.440 / 360). Die Differenz der Ortszeit zweier Orte, die im Gradnetz der Erde einen Abstand von 15 Längengraden aufweisen, ist daher genau 1 Stunde = 60 Minuten (sofern die [mittlere] geografische Zeitdefinition verwendet wird).

Görlitz, die östlichste Stadt Deutschlands, liegt auf dem 15. Meridian (Geographische Lage: 15° östlich Länge), die mittlere Sonnenzeit ist damit gegenüber Greenwich genau eine Stunde zeitverschoben.

Da der Verlauf der Zeitzonen sich aber nicht nur an geographischen, sondern auch praktischen und politischen Vorgaben orientiert, kann die Differenz der gesetzlichen Zeit zwischen zwei Orten auch größer oder kleiner als die Ortszeitdifferenz sein. Die festgelegten Zeitzonen unterscheiden sich meist um volle Stunden, selten auch um halbe oder dreiviertel (Nepal). Eine Besonderheit stellen die Pole dar, da hier alle Meridiane und damit auch alle Zeitzonen zusammenfallen. Am Pol ist es möglich, mit wenigen Schritten alle Zeitzonen zu durchschreiten. Für die Antarktis wurde festgelegt, dass hier überall die Koordinierte Weltzeit gilt.

Die Meridianexpedition

1792 sollte die Entfernung der Breitengrade zwischen Dünkirchen und Barcelona, die ungefähr auf einem Meridian liegen, möglichst exakt bestimmt werden. Die so genannte Meridianexpedition wurde von Jean-Baptiste Joseph Delambre, Pierre Méchain und dessen Assistent Jean Joseph Tranchot durchgeführt. Méchain und Tranchot übernahmen dabei den südlichen und Delambre den nördlichen Sektor. Die Expedition dauerte, behindert durch die Auswirkungen der französischen Revolution und kriegerischer Ereignisse (Invasion durch Preußen und der Französisch-Spanische Krieg) im Ganzen sieben Jahre. Die Grundlinie der Triangulationen wurde bei Paris vermessen. Ihre Ergebnisse wurden durch eine internationale Wissenschaftler-Konferenz 1799 in Paris akzeptiert. Eine direkte Folge war die Berechnung und Konstruktion des Urmeters, das als Maßeinheit zunächst in ganz Frankreich Geltung erlangte. Seine Abweichung aufgrund der Messungenauigkeit betrug nur 0,2 Millimeter zu späteren Messungen. Die damalige neue Maßeinheit war definiert als der zehnmillionste Teil der Strecke vom Pol zum Äquator. Eine weitere Erkenntnis der Expedition war, dass die wahre Form der Erde kein gleichmäßiges Ellipsoid ist.

Siehe auch

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Basierend auf einem Artikel in Wikipedia.de
 
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Datum der letzten Änderung:  Jena, den: 12.04. 2023