Osmium(VIII)-oxid

Sicherheitshinweise
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung aus Verordnung (EG) Nr. 1272/2008 (CLP),[2] ggf. erweitert[1]
Gefahrensymbol Gefahrensymbol
Gefahr
H- und P-Sätze H:
  • Lebensgefahr bei Verschlucken, bei Hautkontakt oder bei Einatmen.
  • Verursacht schwere Verätzungen der Haut und schwere Augenschäden.
P:
  • Staub / Rauch / Gas / Nebel / Dampf / Aerosol nicht einatmen.
  • Bei Gebrauch nicht essen, trinken oder rauchen.
  • Schutzhandschuhe/ Schutzkleidung/ Augenschutz/ Gesichtsschutz/ Gehörschutz/ … tragen.
  • Bei Berührung mit der Haut [oder dem Haar]: Alle kontaminierten Kleidungsstücke sofort ausziehen. Haut mit Wasser abwaschen [oder duschen].
  • Bei Einatmen: Die Person an die frische Luft bringen und für ungehinderte Atmung sorgen. Sofort Giftinformationszentrum, Arzt oder … anrufen.
  • Bei Kontakt mit den Augen: Einige Minuten lang behutsam mit Wasser spülen. Eventuell vorhandene Kontaktlinsen nach Möglichkeit entfernen. Weiter spülen.
MAK Schweiz: 0,2 μl/m3 bzw. 2 μg/m3 (berechnet als Osmium)[3]
Toxikologische Daten 15 mg/kg (LD50Ratteoral)

Osmium(VIII)-oxid (auch: Osmiumsäure) ist das Oxid des Elementes Osmium in seinem höchsten Oxidationszustand (+8).

Kristallstruktur
Struktur von Osmiumtetroxid
_ Os8+ 0 _ O2−
Kristallsystem monoklin
Raumgruppe C2/c (Nr. 15)
Gitterparameter a = 938 pm, b = 452 pm, c = 863 pm, β = 116,58°
Allgemeines
Name Osmium(VIII)-oxid
Andere Namen
  • Osmiumtetroxid
  • Osmiumsäure
Verhältnisformel OsO4
Kurzbeschreibung farblose, monokline Nadeln mit stechendem Geruch
Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer Extern 20816-12-0
EG-Nummer 244-058-7
ECHA-InfoCard Extern 100.040.038
PubChem Extern 30318
Eigenschaften
Molare Masse 254,23 g/mol
Aggregatzustand fest
Dichte 4,91 g/cm3
Schmelzpunkt 40 °C
Siedepunkt 130 °C
Dampfdruck 10 hPa (20 °C)
Löslichkeit
Thermodynamische Eigenschaften
ΔHf0

−386 kJ·mol−1[4]

Darstellung und Gewinnung

Osmium(VIII)-oxid wird durch Oxidation aus Osmium oder von Osmiumlösungen mit Salpetersäure oder Natriumperoxodisulfat in Schwefelsäure hergestellt. Wegen seiner Flüchtigkeit und Giftigkeit kommt es in Ampullen eingeschmolzen in den Handel.

1 g Osmiumtetroxid in einer Ampulle

Eigenschaften

Physikalische Eigenschaften

Osmium(VIII)-oxid bildet blassgelbe Kristalle mit einem sehr niedrigen Schmelzpunkt von 40 °C und einem Siedepunkt von 130 °C. Diese Verbindung besitzt einen durchdringenden ozonähnlichen Geruch (altgriechisch ὀσμή osmē „Geruch, Gestank“), was die Namensgebung für das Metall Osmium erklärt. Osmium(VIII)-oxid besitzt eine monokline Kristallstruktur mit der Raumgruppe C2/c (Raumgruppen-Nr. 15). Die Gitterparameter sind a = 938 pm, b = 452 pm, c = 863 pm und β = 116,58°.[5] Es löst sich nur mäßig in Wasser, jedoch sehr gut in Tetrachlorkohlenstoff CCl4.

Chemische Eigenschaften

Osmium(VIII)-oxid ist ein starkes Oxidationsmittel und reagiert mit reduzierenden und brennbaren Stoffen. Es wird leicht durch organische Verbindungen zu schwarzem Osmium(IV)-oxid reduziert.

Verwendung

In der organischen Synthese kann es verwendet werden, um Alkene zu Diolen zu oxidieren (Dihydroxylierung). Dabei entsteht stereoselektiv ein Diol mit cis-ständigen OH-Gruppen. Da das Reagens sehr teuer und giftig ist, wurden die Reaktionsbedingungen inzwischen so verbessert, dass Osmium(VIII)-oxid nur in kleinen Mengen als Katalysator erforderlich ist, während Wasserstoffperoxid oder N-Methylmorpholin-N-oxid als Oxidationsmittel wirken.[6]

Osmolyse
Osmolyse

Für die Transmissionselektronenmikroskopie (TEM) wird typisch 1%ige[7] Osmiumtetroxidlösung zum Nachfixieren und Kontrastieren von Proben aus biologischem Material verwendet. Insbesondere Lipide werden dabei optisch schwarz angefärbt.

Sonstiges

Am 6. April 2004 berichtete die amerikanische Nachrichtenagentur ABC News, dass der britische Geheimdienst glaubte, einen Bombenanschlag unter Verwendung dieser Substanz vereitelt zu haben. Andere Quellen bezweifeln diese Darstellung, da Osmium(VIII)-oxid trotz seines hohen Schadenspotenzials für die Verwendung als Giftgas zu teuer sei.

Am 27. Mai 2011 ereignete sich ein Unfall an der Universitätsklinik Magdeburg: Eine Flasche mit 20–50 ml 2-%-Osmiumtetroxid-Lösung ging zu Bruch. Personen kamen dadurch nicht zu Schaden, das Haus 1 musste jedoch teilweise evakuiert werden. Die Feuerwehr reinigte den Unfallort.[0]

Literatur

Einzelnachweise

  1. Eintrag zu Extern Osmium(VIII)-oxid in der GESTIS-Stoffdatenbank des IFA, (JavaScript erforderlich)
  2. Eintrag zu Extern Osmium tetraoxide im Classification and Labelling Inventory der Europäischen Chemikalienagentur (ECHA), Hersteller bzw. Inverkehrbringer können die harmonisierte Einstufung und Kennzeichnung Extern erweitern.
  3. Schweizerische Unfallversicherungsanstalt (Suva): Extern Grenzwerte – Aktuelle MAK- und BAT-Werte (Suche nach 20816-12-0 bzw. Osmium(VIII)-oxid).
  4. A. F. Holleman, N. Wiberg: Anorganische Chemie. 103. Auflage. 2. Band: Nebengruppenelemente, Lanthanoide, Actinoide, Transactinoide. Walter de Gruyter, Berlin / Boston 2016, ISBN 978-3-11-049590-4, S. 1975
  5. B. Krebs, K. Hasse: Refinements of the crystal structures of KTcO4, KReO4 and OsO4. Bond lengths in tetrahedral oxo-anions and oxides of d0 transition metals. In: Acta Crystallographica Section B. Band 32, 1976, S. 1334–1337, doi:Extern 10.1107/S056774087600530X.
  6. V. VanRheenen, D.Y. Cha, W.M. Hartley: Extern Catalytic Osmium Tetroxide Oxidation of Olefins: cis-1,2-Cyclohexanediol In: Organic Syntheses. 58, 1978, S. 43, doi:Extern 10.15227/orgsyn.058.0043; Coll. Vol. 6, 1988, S. 342 (Extern PDF).
  7. Eva-Maria Rottmayr: Extern Licht- und elektronenmikroskopische Untersuchungen der Tunika von Cystodytes dellechiajei DELLA VALLE. Dissertation, München 2001, S. 28.
  8. Uni Magdeburg (Hrsg.): UMMD – intern. Fakultätsratsinfo. Nr. 5, 2011 (Extern uni-magdeburg.de [PDF; 763 kB]).
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Basierend auf einem Artikel in: Extern Wikipedia.de
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Datum der letzten Änderung: Jena, den: 01.04. 2024