Schweflige Säure

Sicherheitshinweise
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung
05 – Ätzend 07 – Achtung
Gefahr
H- und P-Sätze H:
  • Gesundheitsschädlich bei Einatmen.
  • Verursacht schwere Verätzungen der Haut und schwere Augenschäden.
P:
  • Schutzhandschuhe / Schutzkleidung / Augenschutz / Gesichtsschutz tragen.
  • Bei Kontakt mit den Augen: Einige Minuten lang behutsam mit Wasser spülen. Vorhandene Kontaktlinsen nach Möglichkeit entfernen. Weiter spülen.
  • Sofort Giftinformationszentrum, Arzt oder … anrufen.
EU-Gefahrstoffkennzeichnung
Ätzend
Ätzend
(C)
R- und S-Sätze R:
  • Gesundheitsschädlich beim Einatmen.
  • Verursacht Verätzungen.
S:
  • Bei Berührung mit den Augen gründlich mit Wasser abspülen und Arzt konsultieren.
  • Bei der Arbeit geeignete Schutzkleidung, Schutzhandschuhe und Schutzbrille/Gesichtsschutz tragen.
  • Bei Unfall oder Unwohlsein sofort Arzt hinzuziehen (wenn möglich, Etikett vorzeigen).

Die Schweflige Säure (nach der Nomenklatur der IUPAC Dihydrogensulfit genannt) ist eine unbeständige, nur in wässriger Lösung existierende, zweiprotonige Säure, die beim Lösen von Schwefeldioxid in Wasser entsteht; ihre Salze und Ester heißen Sulfite und Hydrogensulfite.

Strukturformel
Strukturformel
Allgemeines
Name Schweflige Säure
Andere Namen
  • Schwefel(IV)-säure
  • Schwefligsäure
  • Dihydrogensulfit (IUPAC)
  • Dihydrogensulfat(IV)
Summenformel H2SO3
CAS-Nummer 7782-99-2
PubChem 1100
ECHA-InfoCard 100.029.066
Kurzbeschreibung farblose Flüssigkeit mit stechendem Geruch nach Schwefeldioxid
Eigenschaften
Molare Masse 82,02 g/mol
Aggregatzustand flüssig
Dichte 1,03 g/cm3
pKs-Wert
  • pKs1: 1,81
  • pKs2: 6,99
Löslichkeit vollständig mischbar mit Wasser, nur in Lösung beständig

Eigenschaften

Chemische Eigenschaften

In wässriger Lösung liegt ein Gleichgewicht zwischen Schwefeldioxid und der Schwefligen Säure vor:

\mathrm{SO_2 (aq) + H_2O (l) \ \rightleftharpoons \ H_2SO_3 (aq)}

Das Gleichgewicht der Reaktion liegt weit auf der linken Seite.

Versucht man die Lösung einzudampfen, um wasserfreie Schweflige Säure zu erhalten, so zerfällt diese in Umkehrung der Bildungsreaktion. Beim Abkühlen kristallisiert ein Clathrat SO2 · 5,75 H2O aus, das sich bei 7 °C wieder zersetzt. Freie Schweflige Säure H2SO3 ist daher nicht isolierbar.

Die Protolyse der Schwefligen Säure verläuft in zwei Stufen. In der ersten Stufe bildet sich Hydrogensulfit:

\mathrm{H_2SO_3 + H_2O \ \rightleftharpoons \ HSO_3^- + H_3O^+ }

Die Säurekonstante KS1 wird (analog zur Kohlensäure) formal aus der Summe der Konzentrationen des gelösten Schwefeldioxids und der Schwefligen Säure bestimmt:

\mathrm{ \frac{ \mathit{c}_{H_3O^+} \cdot \mathit{c}_{HSO_3^{-}}} {\mathit{c}_{[H_2SO_3]}} = K_{S1} = 1,54 \cdot 10^{-2} }
mit \mathrm{ \mathit{c}_{[H_2SO_3]} = \mathit{c}_{H_2SO_3} + \mathit{c}_{SO_2(aq)} }

Die tatsächliche Säurestärke liegt jedoch wesentlich höher, da in wässrigen Lösungen so gut wie keine H2SO3-Moleküle vorliegen. Für die zweite Stufe der Protolyse (KS2) gilt:

\mathrm{HSO_3^- + H_2O \ \rightleftharpoons \ SO_3^{2-} + H_3O^+ }
\mathrm{ \frac{ \mathit{c}_{H_3O^+} \cdot \mathit{c}_{SO_3^{2-}}} {\mathit{c}_{HSO_3^-}} = K_{S2} = 1,02 \cdot 10^{-7} }
Sulfit-Anion

Versetzt man Schweflige Säure mit Basen, Metalloxiden oder Carbonaten, so kristallisieren mit dem Eindampfen der Lösungen die Salze der Schwefligen Säure, die Sulfite, aus.

Die Hydrogensulfite lassen sich nur mit großen Kationen auskristallisieren, ansonsten entstehen Disulfite. Im Feststoff liegt das Hydrogensulfit-Anion in der Konstitution eines Sulfonats vor, der restliche Wasserstoff ist an den Schwefel gebunden.

Tautomerie

Tautomerie der Schwefligen Säure mit Sulfonsäure

Schweflige Säure bildet in Wasser zwei einwertige tautomere Anionen, das Hydrogensulfit- und das Sulfonat-Ion mit den Strukturen HSO3 und SHO3, die sich als Deprotonierungsprodukte von der Schwefligen Säure bzw. der Sulfonsäure ableiten lassen.

 

Biologische Bedeutung

Schweflige Säure ist auch Mitverursacher des sauren Regens, da das bei der Verbrennung fossiler Brennstoffe (beispielsweise Kohle, Erdöl, Erdölprodukte) oder Biomasse gebildete Schwefeldioxid vom Regenwasser aus der Erdatmosphäre „ausgewaschen“ wird. Um zu verhindern, dass Schwefeldioxid in die Umwelt entweicht, gibt es verschiedene Verfahren zur Rauchgasentschwefelung.

Verwendung

Schweflige Säure und ihre Salze sind Reduktionsmittel, da sie durch Aufnahme eines weiteren Sauerstoffatoms zu Schwefelsäure beziehungsweise Sulfat oxidiert werden. In wässriger Lösung wird Schweflige Säure durch Luftsauerstoff zu Schwefelsäure oxidiert.

Siehe auch

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Basierend auf einem Artikel in: Wikipedia.de
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Datum der letzten Änderung:  Jena, den: 18.04. 2024