Nichtlineare Optik
Die nichtlineare Optik (kurz NLO) ist in der Physik ein Teilgebiet der Optik der elektromagnetischen Wellen, bei denen der Zusammenhang zwischen elektrischem Feld und elektrischer Polarisation in einem Medium nicht linear, sondern höheren Grades ist.
Grundlagen
Den Ausgangspunkt moderner optischer Beschreibungen bilden die Maxwell-Gleichungen, die unter Anderem einen mathematischen Formalismus zur Beschreibung elektromagnetischer Wellen im Vakuum sowie in Materie bilden. Breitet sich eine elektromagnetische Welle in einem Medium aus, werden die Elektronen darin zum Schwingen angeregt und senden ihrerseits neue Wellen aus. Dies wird durch die elektrische Flussdichte beschrieben:
Dabei ist  
die elektrische 
Feldkonstante, 
 
das elektrische Feld der Welle und 
 
die elektrische 
Polarisation. Für niedrige Intensitäten 
gilt näherungsweise, dass die Polarisation linear mit dem elektrischen Feld 
ansteigt:
wobei  
die elektrische 
Suszeptibilität darstellt. Für sehr hohe Intensitäten gilt dies jedoch nicht 
mehr und es müssen Terme höherer Ordnung berücksichtigt werden, da die 
Intensität proportional zum Quadrat des elektrischen Feldes ist und die 
elektrische Polarisation nicht beliebig linear ansteigen kann:
Dabei ist  
im Allgemeinen ein Tensor höherer Stufe. Die Wellengleichung, die 
sich durch die Einführung Terme höherer Ordnung ergibt, lautet:
Dabei ist  
der Laplace-Operator, 
n der Brechungsindex 
des Mediums, c die Lichtgeschwindigkeit 
und 
 
die Summe aller nichtlinearen Terme der Polarisation.
Effekte und Anwendungen
 
 
 
Licht als elektromagnetische Welle wird im Allgemeinen durch eine räumlich und zeitlich oszillierende Funktion dargestellt:
mit dem Ort , 
der Zeit t, dem Wellenvektor 
, 
der Kreisfrequenz 
 
und der Amplitude 
. 
Einsetzen dieser Funktion oder Überlagerungen verschiedener Lichtwellen mit 
unterschiedlichen Frequenzen in die nichtlineare elektrische Polarisation 
liefert verschiedene Terme in denen neue Frequenzen enthalten sind. Nicht alle 
der in dieser Rechnung auftretenden Effekte treten jedoch gleichzeitig in 
Erscheinung. Licht mit unterschiedlicher Frequenz besitzt aufgrund der 
Frequenzabhängigkeit des Brechungsindexes, 
also der Dispersion, 
in einem Medium unterschiedliche Phasengeschwindigkeiten. 
Dies führt zu einer destruktiven Interferenz der Wellen. Damit der gewünschte 
Effekt auftritt, muss die Phasenanpassungsbedingung 
für die beteiligten Frequenzen erfüllt sein:
Das heißt, die Brechungsindizes der beiden Lichtwellen mit den 
Kreisfrequenzen  
und 
 
müssen gleich sein. Diese Bedingung ist nur mittels doppelbrechenden 
Materialien zu erreichen, indem die optischen Polarisationen 
der Lichtwellen geeignet gewählt werden.
Einige nichtlineare optische Effekte sind:
- Frequenzverdopplung (engl. second harmonic generation, SHG)
 - Summenfrequenzerzeugung (engl. sum frequency generation, SFG)
 - Differenzfrequenzerzeugung (engl. difference frequency generation, DFG)
 - Parametrischer Prozess, auch Abwärtskonversion (engl. down conversion) genannt, z.B. mit einem optisch parametrischen Oszillator.
 - Selbstfokussierung und Kerr-Effekt
 - Selbstphasenmodulation (SPM), Kreuzphasenmodulation (engl.cross phase modulation, XPM)
 - Vier-Wellen-Mischung (engl. four wave mixing, FWM)
 
Nichtlineare Optiken bzw. optisch nichtlineare Materialien finden Anwendung beim Bau von optischen Schaltern und Bauelementen. So befinden sich z.B. in grünen Laserpointern häufig Dioden, die infrarotes Licht emittieren, welches zum Pumpen von Nd:YVO4-Lasern (Wellenlänge 1064 nm, Infrarot) genutzt wird, welche wiederum mit einem nichtlinearen Kristall frequenzverdoppelt wird (Wellenlänge 532 nm, grün). Außerdem können sie als Speicher in der (digitalen) optischen Daten- und Bildverarbeitung eingesetzt werden.
Medien mit nichtlinearen Effekten
Nichtlineare optische Effekte treten nur in Medien auf, bei denen die Terme mit Suszeptibilitäten höherer Ordnung als 1 nicht verschwinden, also ungleich Null sind. Für Effekte zweiter Ordnung handelt es sich meist um Kristalle, die auch einen Piezoeffekt aufweisen. Die am häufigsten verwendeten Kristalle mit Nichtlinearität in zweiter Ordnung sind Beta-Bariumborat (BBO), Kaliumdihydrogenphosphat (KDP), Ammoniumdihydrogenphosphat (ADP), Lithiumniobat, Lithiumjodat, Silberthiagolat.


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Datum der letzten Änderung: Jena, den: 03.09. 2022