Hurwitzpolynom

Ein Hurwitzpolynom (nach Adolf Hurwitz) ist ein reelles Polynom, dessen Nullstellen alle einen echt negativen Realteil haben.

Definition und notwendige Bedingung

Ein reelles Polynom (alle a_{i}\in \mathbb{R} )

N(s)=\sum _{{i=0}}^{n}a_{i}s^{i}=a_{n}s^{n}+a_{{n-1}}s^{{n-1}}+...+a_{0}

wird also Hurwitzpolynom genannt, wenn gilt:

{\displaystyle N(r_{i})=0\,\Rightarrow \,\mathrm {Re} \,r_{i}<0,\quad i=1,\ldots ,n.}

Für den Fall eines Polynoms 1. oder 2. Grades ({\displaystyle n\leq 2}) kann man zeigen, dass die Koeffizienten des normierten Hurwitzpolynoms (a_n = 1) positiv sein müssen. Im Umkehrschluss muss ein normiertes Polynom mit reellen Koeffizienten, bei dem ein Koeffizient kleiner oder gleich Null ist, eine Nullstelle haben, die keinen echt negativen Realteil besitzt. Die Bedingung, dass die Koeffizienten positiv sind, ist also notwendig und auch hinreichend.

Für n \ge 3 (ein Polynom dritten oder höheren Grades) wird eine neue hinreichende und notwendige Bedingung benötigt: die Hurwitzdeterminante.

Hurwitzkriterium

Im Folgenden gehen wir davon aus, dass der Leitkoeffizient a_{n} positiv ist. Ist dieses im ursprünglichen Polynom nicht der Fall, kann es durch Multiplikation des Polynoms mit -1 erreicht werden. Dabei ändern sich die Nullstellen des Polynoms nicht. Aus den Koeffizienten des Polynoms a_{0},\ldots ,a_{n} wird zunächst die Determinante der Hurwitzmatrix, die sogenannte Hurwitzdeterminante gebildet. Hierbei ist die Hurwitzmatrix den Koeffizienten a_{0},\ldots ,a_{n} entsprechend eine n\times n-Matrix. (s.u.)

{\displaystyle H={\begin{vmatrix}a_{n-1}&a_{n-0}&0&0&\ldots &\ldots \\a_{n-3}&a_{n-2}&a_{n-1}&a_{n}&\ldots &\ldots \\a_{n-5}&a_{n-4}&a_{n-3}&a_{n-2}&\ldots &\ldots \\a_{n-7}&a_{n-6}&a_{n-5}&a_{n-4}&\ldots &\ldots \\\ldots &\ldots &\ldots &\ldots &\ldots &a_{2}\\0&0&\ldots &\ldots &0&a_{0}\\\end{vmatrix}}}

Nicht vorhandene Koeffizienten werden also durch eine Null ausgedrückt. Das Polynom ist genau dann ein Hurwitzpolynom, wenn alle „nordwestlichen Unterdeterminanten“ (auch Hauptminoren genannt) positiv sind. Die Matrix ist dann positiv definit.

Im Beispiel sind die nordwestlichen Unterdeterminanten für den Fall n=3:

{\displaystyle {\begin{aligned}H_{1}&={\begin{vmatrix}a_{2}\end{vmatrix}}&&=a_{2}>0\\[2mm]H_{2}&={\begin{vmatrix}a_{2}&a_{3}\\a_{0}&a_{1}\\\end{vmatrix}}&&=a_{1}a_{2}-a_{3}a_{0}>0\\[2mm]H_{3}&={\begin{vmatrix}a_{2}&a_{3}&0\\a_{0}&a_{1}&a_{2}\\0&0&a_{0}\\\end{vmatrix}}&&=a_{0}H_{2}>0\end{aligned}}}

Falls {\displaystyle H_{2}>0} ist, vereinfacht sich natürlich die dritte Bedingung zu {\displaystyle a_{0}>0}. Die Forderung {\displaystyle a_{1}a_{2}>a_{3}a_{0}} ist zum Beispiel für a_{0}=a_{1}=a_{2}=a_{3}=1 nicht erfüllt.

In der Literatur finden sich auch andere Definitionen der Hurwitzmatrix. Die Koeffizienten sind oft anders benannt. Hurwitz selber hat in seiner Veröffentlichung das Polynom mit a_{0}x^{n}+a_{1}x^{{n-1}}+...+a_{n} angesetzt. In diesem Fall wird die Hurwitzdeterminante folgendermaßen gebildet:

{\displaystyle H={\begin{vmatrix}a_{1}&a_{0}&0&0&\ldots &\ldots \\a_{3}&a_{2}&a_{1}&a_{0}&\ldots &\ldots \\a_{5}&a_{4}&a_{3}&a_{2}&\ldots &\ldots \\a_{7}&a_{6}&a_{5}&a_{4}&\ldots &\ldots \\\ldots &\ldots &\ldots &\ldots &\ldots &a_{n-2}\\0&0&\ldots &\ldots &0&a_{n}\\\end{vmatrix}}}

Anwendung

Hurwitzpolynome werden in der Systemtheorie verwendet, um ein zeitkontinuierliches System auf asymptotische Stabilität hin zu untersuchen: Ist der Nenner der Systemfunktion ein Hurwitzpolynom, so ist das System asymptotisch stabil.

Literatur

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Basierend auf einem Artikel in: Wikipedia.de
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Datum der letzten Änderung: Jena, den: 04.10. 2021