Projektive Ebene
Eine projektive Ebene ist in der Geometrie 
eine Punkte und Geraden umfassende Inzidenzstruktur. 
Eine projektive Ebene über einem Körper  
besteht aus den 1-dimensionalen Unterräumen 
des 3-dimensionalen Vektorraumes 
 
als „Punkten“ und den 2-dimensionalen Unterräumen von 
 
als „Geraden“. Abstrakt kann man projektive Ebenen im Wesentlichen durch zwei 
Forderungen charakterisieren, nämlich dass je zwei Geraden einen (eindeutigen) 
Schnittpunkt und je zwei Punkte eine (eindeutige) Verbindungsgerade 
besitzen.
Motivation
Lehrsätze zur Geometrie der aus der Schule bekannten (affinen) Ebene, in denen Geraden vorkommen, müssen in ihren Formulierungen fast immer zwischen parallelen und sich schneidenden Geraden unterscheiden. Die Konstruktion der projektiven Ebene soll die affine Ebene so erweitern, dass diese Unterscheidung nicht mehr notwendig wird, weil alle Geraden sich schneiden. Für diesen Zweck nimmt man „Punkte im Unendlichen“ als Schnittpunkte paralleler Geraden zur Ebene hinzu, und zwar einen Punkt im Unendlichen für jede Menge paralleler Geraden (jede „Richtung“).
Man kann dies wie folgt mathematisch realisieren. Man bette die affine Ebene 
 
mittels
in den 3-dimensionalen euklidischen Raum  
ein. Dann gibt es durch jeden Punkt der Bildebene eine eindeutige Ursprungsgerade (Gerade 
durch den Nullpunkt). Allerdings schneiden nicht alle Ursprungsgeraden die 
Bildebene, nämlich die in der Ebene 
 
liegenden Geraden tun dies nicht.
Nun sollten die „Punkte im Unendlichen“ gerade den Mengen paralleler Geraden 
im  
entsprechen und diese wiederum entsprechen eineindeutig den 
Ursprungsgeraden im 
 
(jede Gerade ist zu einer eindeutigen Ursprungsgerade parallel) oder, was 
dasselbe ist, in 
. 
Wir stellen also fest, dass die „Punkte im Unendlichen“ eindeutig den in der 
Ebene 
 
liegenden Geraden und die Punkte im 
 
bzw., was dasselbe ist, in der Ebene 
 
eindeutig den nicht in der Ebene 
 
liegenden Ursprungsgeraden entsprechen.
Daraus ergibt sich die Definition der (reellen) projektiven Ebene als Menge 
der Ursprungsgeraden im . 
Die so definierte projektive Ebene enthält sowohl die affine Ebene als auch die 
„Punkte im Unendlichen“ (Äquivalenzklassen paralleler Geraden) der Ebene. (Eine 
analoge Definition kann man über beliebigen Körpern 
 
statt 
 
durchführen.)
Formal kann man dies definieren als , 
wobei zwei Vektoren 
 
als äquivalent angesehen werden, wenn sie linear abhängig sind, also 
 
für eine reelle Zahl 
 
gilt. Man notiert den einem Punkt 
 
entsprechenden Punkt der projektiven Ebene mit 
. 
Es gilt dann also
für alle . 
Einen Punkt 
 
gibt es nicht, weil 
 
keine Ursprungsgerade definiert.
Die Punkte der projektiven Ebene entsprechen also den Ursprungsgeraden im 
, 
die Geraden der projektiven Ebene entsprechen den Ursprungsebenen im 
. 
Man kann zeigen, dass je zwei (unterschiedliche) Geraden der projektiven Ebene 
sich in genau einem Punkt schneiden (und dass es zu je zwei unterschiedlichen 
Punkten der projektiven Ebene genau eine durch diese Punkte verlaufende Gerade 
gibt). Die in der affinen Ebene bestehende Sonderrolle paralleler 
Geraden ist also in der projektiven Ebene aufgehoben, alle Punkte und 
Geraden sind gleichberechtigt.
Projektive Ebene über einem Körper
Es sei  
ein Körper. 
Die projektive Ebene 
 
ist die Menge aller Geraden durch den Nullpunkt im 
. 
Formal definiert man dies wie folgt.
Auf  
sei die Äquivalenzrelation
definiert. In Worten heißt dies, dass  
genau dann äquivalent zu 
 
ist, wenn es ein 
 
gibt, so dass 
 
gilt. Alle Punkte auf einer Geraden durch den Ursprung – der Ursprung ist nicht 
enthalten – werden also miteinander identifiziert und nicht mehr unterschieden. 
Der Quotientenraum 
 
wird projektive Ebene genannt und mit 
 
notiert.
Geraden im  
entsprechen also Punkten der projektiven Ebene, Ebenen im 
 
entsprechen Geraden der projektiven Ebene. Punkte und Geraden der projektiven 
Ebene bilden eine Inzidenzstruktur. 
Zu je zwei Punkten 
 
gibt es eine eindeutige Gerade 
, 
zu je zwei Geraden gibt es einen eindeutigen Schnittpunkt.
Falls der Körper  
aus dem Kontext klar ist, wird die projektive Ebene häufig auch nur mit 
 
oder 
 
bezeichnet.
Homogene Koordinaten
Jeder Punkt der projektiven Ebene kann in homogenen Koordinaten als
mit  
dargestellt werden, wobei 
 
für alle 
 
gilt und diese Darstellung ansonsten aber eindeutig ist.
Gerade im Unendlichen
Die affine Ebene  
sitzt auf natürliche Weise in der projektiven Ebene als Menge aller 
1-dimensionalen Unterräume, die nicht in der x-y-Ebene enthalten sind, 
also als
.
Ihr Komplement bildet die sogenannte projektive Gerade im Unendlichen
.
Analog kann man auch zu jedem anderen 2-dimensionalen Unterraum  
eine Zerlegung 
 
konstruieren. Die entsprechende Teilmenge 
 
heißt affine Karte.
Automorphismen
Die Gruppe der projektiven Transformationen ist die projektive 
lineare Gruppe . 
Zu je zwei geordneten 4-Tupeln von Punkten in 
 
gibt es eine eindeutige projektive Transformation, welche das eine 4-Tupel in 
das andere überführt.
Im Fall  
hat man einen Isomorphismus 
.
Duale Ebene
Für einen fest gewählten Körper  
bezeichnen wir mit 
 
den Raum der Geraden in der projektiven Ebene 
 
(also der 2-dimensionalen Unterräume in 
). 
Die Inzidenzrelation auf 
 
ordnet zwei Geraden ihren eindeutigen Schnittpunkt zu.
Eine Dualitätsabbildung ist eine projektiv-lineare Abbildung von 
 
auf 
, 
also ein Homöomorphismus, 
der kollineare Punkte auf sich schneidende Geraden abbildet. Jede Dualität 
 
induziert eine duale Abbildung 
 
vermittels 
. 
Eine Dualitätsabbildung vertauscht insbesondere die Begriffe „Punkt“ und 
„Gerade“ in 
: 
Sie bildet Punkte von 
 
auf Punkte in 
, 
also Geraden in 
 
ab und ist vertraglich mit den Inzidenzrelationen.
Eine Polarität ist eine von einem Skalarprodukt 
auf  
induzierte Dualitätsabbildung: Jedem 1-dimensionalen Unterraum 
 
ordnet man den bzgl. des Skalarproduktes orthogonalen 2-dimensionalen Unterraum 
 
zu, dies definiert eine Abbildung 
.
Projektive Ebenen in Topologie, Differentialgeometrie und endlicher Geometrie
Reelle projektive Ebene
Die reelle projektive Ebene als Quotientenmenge einer Sphäre
In mancher Hinsicht, insbesondere was die Topologie angeht, kann man eine reelle projektive Ebene auffassen als das, was man erhält, wenn man auf einer Sphäre (Oberfläche einer Kugel im 3-dimensionalen Raum) jeweils Antipoden, also Punkte der Sphäre, die an beiden Enden eines Durchmessers liegen, „gleichsetzt“. Genauer ausgedrückt heißt das: Man nimmt als Punkte der projektiven Ebene jeweils Antipodenpaare und als Geraden derselben die Großkreise, also die Kreise, die Schnitt der Sphäre mit einer durch den Sphärenmittelpunkt gehenden gewöhnlichen Ebene sind. Damit wird die reelle projektive Ebene auch topologisch zur Quotiententopologie der Kugel.
Das projektive Tangentialbündel  
der projektiven Ebene 
 
ist die Fahnenmannigfaltigkeit
.
Mittels der durch ein Skalarprodukt definierten Polarität kann man Ebenen in 
 
als 1-Formen 
 
auffassen und das projektive Tangentialbündel dann auch definieren als
.
Die reelle projektive Ebene als nicht-orientierbare Fläche
 
Die Sphäre selbst ist eine orientierbare Fläche, die durch diesen Prozess der Quotientenbildung entstehende projektive Ebene ist es nicht mehr, da die Antipodenabbildung als Spiegelung um den Mittelpunkt keine Drehung und damit keine orientierungs-erhaltende Abbildung ist.
Die reelle projektive Ebene (in diesem Zusammenhang meist nur als projektive Ebene bezeichnet) ist das einfachste Beispiel einer nicht-orientierbaren Fläche, sie ist die nicht-orientierbare Fläche vom Geschlecht 1. Jede andere nicht-orientierbare Fläche erhält man als zusammenhängende Summe der (in diesem Zusammenhang auch als Kreuzhaube bezeichneten) projektiven Ebene mit einer Anzahl von Tori - das folgt aus der Klassifikation der Flächen.
Die Zerlegung  
liefert eine Zerlegung von 
 
als CW-Komplex 
mit jeweils einer Zelle in Dimensionen 2,1,0. Mit dieser Zerlegung lassen sich 
die Homologiegruppen 
berechnen, man erhält:
.
Immersionen der reellen projektiven Ebene in den 3-dimensionalen Raum
 
Die reelle projektive Ebene kann als Fläche im dreidimensionalen Raum bildlich dargestellt werden. Beispiele hierfür sind die Boysche Fläche und die römische Fläche. Genau wie bei der ebenfalls nicht-orientierbaren Kleinschen Flasche ist eine Einbettung der projektiven Ebene in den dreidimensionalen Raum ohne Selbstdurchdringung nicht möglich.
Unter den Immersionen 
der projektiven Ebene in den  
realisiert die Bryant-Kusner-Parametrisierung die Immersion minimaler Willmore-Energie.
Komplexe projektive Ebene
Die komplexe projektive Ebene ist von grundlegender Bedeutung in algebraischer Geometrie und algebraischer Topologie.
Durch ein homogenes 
Polynom  
definierte Teilmengen
heissen Algebraische Kurven, sie sind Riemannsche Flächen und die einfachsten Beispiele Algebraischer Varietäten.
Die Zerlegung  
liefert eine Zerlegung von 
 
als CW-Komplex 
mit jeweils einer Zelle in Dimensionen 4,2,0. Mit dieser Zerlegung lassen sich 
die Homologiegruppen 
berechnen, man erhält:
.
Die zweite Homologiegruppe  
ist isomorph 
zu den ganzen Zahlen 
 
und die von einer glatten algebraischen Kurve definierte Homologeklasse 
entspricht unter diesem Isomorphismus dem Grad des definierenden Polynoms. Das 
Geschlecht einer durch ein Polynom vom Grad 
 
definierten Riemannschen Fläche ist 
. 
Die mittels Seiberg-Witten-Theorie 
bewiesene Thom-Vermutung 
besagt, dass algebraische Kurven die Flächen minimalen Geschlechts in 
ihren Homologieklassen sind.
Die komplexe projektive Ebene ist von Bedeutung in der Kobordismustheorie 
und der Theorie charakteristischer 
Klassen. Für den orientierbaren Kobordismusring  
gilt
,
insbesondere wird die 4-dimensionale orientierte Kobordismusgruppe von 
 
erzeugt.
Die Hopf-Faserung realisiert die komplexe projektive Ebene als Basis eines Faserbündels
.
Die komplexe projektive Ebene ist ein homogener Raum 
> 
und sogar ein Hermitescher 
Symmetrischer 
Raum mit der Fubini-Study-Metrik. 
Die Kähler-Form 
dieser Metrik ist 
. 
Die Schnittkrümmung 
erfüllt die Ungleichung 
, 
dabei wird die maximale Schnittkrümmung von komplexen Unterräumen 
 
und die minimale Schnittkrümmung von total-reellen Unterräumen 
 
realisiert.
Projektive Ebene über einem endlichen Körper
Es sei  
ein endlicher Körper mit 
 
Elementen, dann hat die projektive Ebene 
 
Punkte und ebenso viele Geraden. Jede Gerade hat 
 
Punkte und jeder Punkt liegt auf 
 
Geraden. Die projektive Ebene über 
 
ist also ein 2-
-Blockplan.
Ein Beispiel ist die Fano-Ebene, 
die man für  
erhält.
Projektive Ebenen als Inzidenzstruktur
Definition
Eine Inzidenzstruktur heißt projektive Ebene, falls gilt:
- Zu je zwei verschiedenen Punkten gibt es genau eine Gerade, die mit beiden inzidiert.
 - Zu je zwei verschiedenen Geraden gibt es genau einen Punkt, der mit beiden inzidiert.
 - Es gibt ein vollständiges Viereck, d.h. vier Punkte, von denen keine drei mit derselben Geraden inzidieren.
 
Beispiele
 
- Wenn man in den dreidimensionalen Vektorräumen 
  über den reellen 
  Zahlen oder den komplexen 
  Zahlen die zweidimensionalen Unterräume als Geraden und die 
  eindimensionalen Unterräume als Punkte auffasst, erhält man Modelle einer 
  projektiven Ebene. Die Inzidenzrelation ist die gewöhnliche Inklusion 
. Diese Ebenen zusammen mit den ähnlich gewonnenen Ebenen über den Quaternionen oder den Oktonionen werden auch als klassische Ebenen bezeichnet. Statt der reellen oder komplexen Zahlen kann man einen beliebigen Körper
nehmen, sogar einen Schiefkörper wie die Quaternionen.
 - Eine projektive Ebene ist genau dann als projektive Ebene über einem Körper realisierbar, wenn in ihr der Satz von Pappus gilt.
 - Eine projektive Ebene ist genau dann als projektive Ebene über einem Schiefkörper realisierbar, wenn in ihr der Satz von Desargues gilt. Solche projektiven Ebenen über Schiefkörpern werden daher als desarguessche projektive Ebenen bezeichnet.
 - Die kleinstmögliche endliche projektive Ebene (Minimalmodell) besteht aus 
  sieben Geraden und sieben Punkten (s. Abb.). In diesem Fall ist 
der Körper, der nur aus der 0 und der 1 besteht und in dem 1+1=0 ist, also der Restklassenkörper
.
 - Es existieren auch nichtdesarguessche projektive Ebenen. Sie können durch (endliche oder unendliche) Ternärkörper in ähnlicher Weise koordinatisiert werden, wie die desarguesschen durch Schiefkörper. → Siehe auch Klassifikation projektiver Ebenen.
 
Anmerkungen
Dualitätsprinzip
Man kann zeigen, dass es in einer projektiven Ebene stets vier Geraden gibt, 
von denen keine drei durch denselben Punkt gehen. Hieraus und aus der 
symmetrischen Formulierung der beiden ersten Axiome ist ersichtlich, dass man 
durch Vertauschen der Bezeichnungen Punkt und Gerade wieder eine projektive 
Ebene erhält. Die Punkte und Geraden von  
bilden die Geraden und Punkte der zu 
 
dualen Ebene 
. 
Als Dualitätsprinzip bezeichnet man die Tatsache, dass universelle Aussagen über 
projektive Ebenen auch dann richtig bleiben, wenn man in ihren Formulierungen 
die Rollen von Punkten und Geraden vertauscht.
Zusammenhang mit affinen Ebenen
Nimmt man bei einer affinen 
Ebene  
für jede Schar paralleler Geraden einen weiteren uneigentlichen 
Punkt zu 
 
hinzu, welcher mit genau den Geraden seiner Schar inzidieren soll, und erweitert 
man 
 
um die uneigentliche Gerade 
, 
die genau diese Punkte enthält, so bekommt man eine projektive Ebene, den 
projektiven Abschluss 
 
von 
. 
Umgekehrt erhält man einen affinen Anteil 
 
einer projektiven Ebene 
 
durch Streichen einer beliebigen Geraden 
 
mit allen ihren Punkten. Dabei ist zu beachten:
- Die durch Streichen von zwei unterschiedlichen Geraden aus einer projektiven Ebene entstehenden affinen Ebenen müssen nicht zueinander isomorph sein.
 - Insbesondere liefert der Abschluss einer affinen Ebene durch eine Ferngerade und anschließendes Streichen einer anderen Geraden (auch Schlitzen längs einer Geraden genannt) in der so gebildeten projektiven Ebene stets eine neue affine Ebene, die aber nicht unbedingt zur ursprünglichen affinen Ebene isomorph ist.
 
Die projektiven Ebenen, bei denen alle geschlitzten Ausschnitte doch zueinander isomorphe affine Ebenen sind, sind genau die Moufangebenen.
Endliche projektive Ebenen
Wie das oben beschriebene Minimalmodell zeigt, können projektive Ebenen 
endlich sein, d. h. nur endlich viele Punkte und Geraden enthalten. Enthält eine 
Gerade  
Punkte, so enthalten alle Geraden 
 
Punkte, durch jeden Punkt gehen 
 
Geraden und insgesamt gibt es 
 
Geraden und 
 
Punkte. 
 
heißt in diesem Fall die Ordnung der Ebene. Eine endliche projektive 
Ebene der Ordnung 
 
lässt sich kombinatorisch 
als ein symmetrischer 
-Blockplan 
auffassen. Die kleinstmögliche Ordnung einer endlichen projektiven Ebene ist 
zwei. Für jede Ordnung, die eine Primzahlpotenz 
 
ist, lässt sich eine endliche projektive Ebene als projektive Ebene über dem 
endlichen Körper der entsprechenden Ordnung konstruieren. Ob es eine solche 
Ebene gibt, deren Ordnung keine Primzahlpotenz ist, ist ein ungelöstes Problem. 
Teilresultate: Die Nichtexistenz einer projektiven Ebene der Ordnung 10 wurde 
mit großem Computereinsatz bewiesen. 
Der Satz 
von Bruck-Ryser-Chowla besagt: Ist die Ordnung einer projektiven Ebene 
 
oder 
, 
so ist 
 
Summe zweier ganzer Quadratzahlen. Danach gibt es keine projektiven Ebenen der 
Ordnungen 6, 14, 21, 22, 30, 33, 38, 42, 46,.... Ob es solche der Ordnungen 12, 
15, 18, 20, 24, 28,... gibt, ist unbekannt.
Eine besondere Klasse von endlichen projektiven Ebenen der Ordnung n 
lässt sich durch eine Menge von nur  
natürlichen Zahlen vollständig beschreiben: Die Ebenen, die von einer 
Differenzenmenge 
abstammen. Bekannt ist, dass jede desarguessche endliche Ebene dieser Klasse 
angehört und es wird vermutet, dass jede Ebene dieser Klasse desarguessch 
ist.
Klassifikation
Schließungssätze
Naheliegend ist eine Klassifikation der projektiven Ebenen rein aufgrund des Begriffes der Inzidenz. Dies geschieht durch die Feststellung, ob bestimmte geometrische Sätze der Form „wenn eine bestimmte Konfiguration von Inzidenzen vorliegt, so gilt auch eine weitere Inzidenz“ in einer Ebene gelten. Beispiele für solche Schließungssätze sind die aus der reellen Ebene bekannten (und dort gültigen) Sätze von Desargues und Pappos (manchmal auch Satz von Pappos-Pascal genannt). Ebenen, in denen die genannten Sätze gelten, werden als Desarguessche Ebenen bzw. Pappossche Ebenen bezeichnet. Eine Ebene in der der kleine projektive Satz von Desargues allgemeingültig ist, heißt Moufangebene. Jede pappossche Ebene ist desarguesch und jede desarguesche Ebene eine Moufangebene.
Koordinatisierung
Zur Nutzbarmachung von Methoden der Algebra ist ein weiteres in der Geometrie übliches Verfahren die Einführung von Koordinaten. Diese stellen einen Zusammenhang zwischen der geometrischen Struktur der Ebene und der algebraischen eines zugrundegelegten Koordinatenbereichs her. In jeder projektiven Ebene können Koordinaten eingeführt werden: Dazu wird eine projektive Punktbasis in der Ebene ausgewählt, die eine Gerade zur Ferngeraden bestimmt (→ siehe Projektives Koordinatensystem). Dann kann auf der affinen Ebene, die durch Ausschneiden dieser Ferngeraden entsteht, als Koordinatenmenge ein Ternärkörper mit einer Ternärverknüpfung, die sich rein geometrisch beschreiben lässt, konstruiert werden. Die Rechenregeln in einem Körper gelten im zugehörigen Koordinatenbereich, dem Ternärkörper, im Allgemeinen nicht.
Es besteht ein direkter Zusammenhang zwischen der geometrischen Struktur der Ebene und der algebraischen des Koordinatenbereichs, welcher in gewisser Weise die Ebenen charakterisiert. Die Moufangebenen sind z. B. genau die projektiven Ebenen, deren Koordinatenbereich ein Alternativkörper ist, die desarguesschen Ebenen sind genau die, die einen Schiefkörper als Koordinatenbereich haben. Ist der Koordinatenbereich ein kommutativer Körper, dann ist die Ebene pappossch. In diesem Fall verwendet man meist homogene Koordinaten (→ siehe den Hauptartikel Homogene Koordinaten). Aus dem Satz von Wedderburn ergibt sich, dass endliche desarguessche Ebenen immer pappossch sind. Ruth Moufang gelang der Beweis, dass sogar jede endliche Moufangebene pappossch ist.
Kollineationen
Die geradentreuen Bijektionen sind die strukturerhaltenden Abbildungen (oder Isomorphismen) zwischen projektiven Ebenen. Eine solche Bijektion bildet die Punkte auf die Punkte und die Geraden auf die Geraden in der Weise ab, dass die Inzidenz erhalten bleibt. Die Kollineationen, das sind die geradentreuen Bijektionen einer projektiven Ebene auf sich selbst, bilden eine Gruppe, die sogenannte Kollineationsgruppe der Ebene. Beispiele für Kollineationen, die in der geschlitzten projektiven Ebene, also als affine Kollineationen operieren, sind Translationen oder Drehungen und allgemeiner Affinitäten.
Auf der projektiven Ebene selbst ist die Gruppe der Projektivitäten eine Untergruppe der Kollineationsgruppe. Diese Untergruppe wird in der synthetischen Geometrie definiert als Erzeugnis der Teilmenge der Perspektivitäten in der Kollineationsgruppe, Die Untersuchung der Operationen bestimmter Untergruppen der Kollineationsgruppe auf der Ebene stellt eine weitere Möglichkeit der Klassifikation dar.


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Datum der letzten Änderung: Jena, den: 12.02. 2025